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Was Hutewald angeht - erstens ist ein großer Teil der Schweiz eher bergiges Gelände, also von Natur aus keine Hutewaldgegend und zweitens gibts in der Schweiz noch intakte Hutewälder (allerdings alle sehr klein), die noch betrieben werden - ohne daß die Bauern, die diese Hutewälder nutzen, wissen, daß das einen Namen hat. Große, zusammenhängende Hutewaldgegenden, wie in Deutschland oder Österreich, gab es in der Schweiz noch nie.
Gut, dass die Hutewälder wohl eher klein waren, kann ich mir gut vorstellen. Schliesslich waren das ja früher Allmendwälder, die gemeinsam genutzt werden konnten, während man beispielsweise in Spanien ganz andere Voraussetzungen vorfindet.
Allerdings muss ich ehrlich sagen, bin ich mir nicht sicher, was das Vorkommen von Hutewälder in der Schweiz angeht. Wenn ich auch etwas überlege, so kenne ich das Bild von Kühen oder Ziegen in Wäldern eher von Spanien oder gar Chile denn von der Schweiz (wobei ich es in der Schweiz auch vereinzelt schon gesehen habe). Davon abgesehen kann ich mich nicht erinnern überhaupt je Schweine im Wald gesehen zu haben. Wobei ich auch eingestehen muss, dass ich nicht weiss, wie genau die Hutewaldwirtschaft funktioniert, denn offenbar sind die Tiere nicht ständig draussen im Wald.
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Überhaupt hat sich in der Schweiz, ohne daß wer drüber redet, eine menge traditioneller Almwirtschaft etc erhalten, teilweise sind einige Almen bis heute stromlos ...
In der Tat. Ich hatte erst kürzlich wieder ein interessantes Gespräch zu diesem Thema. Wir waren an einem Abschiedsapero, da kam ich mit einem Vertreter unserer Lieferanten ins Gespräch und er erzählte, dass er in den Bergen war. Es gab die letzten Tage einen mehrtägigen Stromausfall und er fuhr dann im Bus zurück ins Tal. Auch im Bus war ein älterer Herr. Angesprochen auf die Frage, was er die Tage ohne Strom gemacht hätte, meinte er, ja er hätte gar nichts gemerkt. Er gehe jeweils früh ins Bett, zünde abends Kerzen an und koche/feure sowieso mit Holz... er brauche kaum Strom.
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Also es ist nicht weniger wie in Österreich oder Deutschland ... es hat dort nur keinen Namen, weil es einfach von alten Leuten immer noch praktiziert wird.
Und es wird nicht groß bekannt, weil die Alten meist nicht so die Affinität zur Gruppenbildung und zum Internet haben.
Ich komme ja recht viel rum in der Schweiz, wobei ich schon sagen muss, dass abgelegene Bergtäler jetzt auch nicht gerade meinen Schwerpunkt darstellen. Ich mache zudem zur Zeit auch den Alpenpanoramaweg, welcher die Schweiz von Nordost (Bodensee) nach Südwest (Genfersee/Genf) durchquert.
Da bekomme ich viel zu sehen, auch hatte ich schon das Gefühl, dass ich Schneitelbaumaleen sah, die entlang von Wegen gepflanzt wurden. Bei der Tiernutzung konnte ich jedoch meist beobachten, dass diese auf Weiden beschränkt wurde. Was ich aber spannend fand, dass in der Ostschweiz die Kuhaltung recht selten ist im Vergleich zur Schaf- und Ziegenhaltung. Das erstaunte mich schon etwas, dass es solche regionale Unterschiede gibt, die wahrscheinlich geschichtlich/kulturell bedingt sein dürften.
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Die Österreicher fangen nun langsam an, altes Wissen zu sammeln und der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen - in Deutschland wird es versucht, aber da ist einfach seit mind. 40 Jahren nix mehr da, die Traditionen sind gebrochen, es gibt keine alten Bauern mehr, die noch erzählen könnten, wie sie das früher machten ... wir müssen unsere eigene Vergangenheit rekonstruieren (gilt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für den Häuserbau, Handwerk etc.
Woher weisst du das mit dem Sammeln des alten Wissens? Gibt es da Literatur oder Studien...?
Das mit dem verblassen der Traditionen trifft aber auch auf die Schweiz zu (und im Prinzip sind da die Aussagen von Michael Machatschek auch für die Schweiz sehr zutreffend). Ich hatte auch meinen Grossvater etwas ausgefragt zur Tierhaltung früher und so. Da hat sich viel geändert. Nach dem zweiten Weltkrieg kam schnell mal der Fortschritt, die ersten Autos kamen, es wurden Feldwege ausgebaut zu asphaltierten Strassen usw. Mein Grossvater suchte sich früh auch Arbeit im Tal und arbeitete in seiner Freizeit auf dem Hof. Die Arbeit auf dem Hof wurde geteilt und alle waren meines Wissens auch berufstätig, sprich taten es in ihrer Freizeit. Dazu hatte meine Grossmutter einen Laden, der lange Zeit recht gut lief... die Uhren blieben da nicht stehen. Auch gab es in der Nähe eine grössere Mühle, die nicht nur das Getreide der Bauern zu Mehl verarbeitete, sondern auch Tierfutter herstellte und vertrieb (und es immer noch tut). Auch auf dem Feld war der Fortschritt zu sehen, das Pferd wurde ersetzt durch Traktor und Schilter (ein Mähwagen, der mähen und Aufnahme des Grases in einem bewerkstelligen konnte). Was man vielleicht noch sagen kann, dass steile Hänge nicht als Ackerland genutzt werden konnten, sondern nur als Wiese... da konnte sich offenbar die Artenvielfalt bewahren.
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Bei den schweizer traditionellen Bauern steckt ein irrsinniges, gewachsenes Wissen - ich seh allerdings nicht, daß es versucht wird, zu sammeln und das versucht wird, alte Bauern aufzusuchen und von ihnen zu lernen. Vielleicht sehe ich das nicht, weil ich kein Schweizer bin und Schweizer dann doch irgendwie anders ticken, wie Deutsche.
Ich finde, vieles läuft bei euch geordneter und ruhiger ab, mit weniger Streit und oft mit mehr Intelligenz.
Vielleicht gibt es bei uns verwinkeltere und abgelegenere Täler/Orte, die länger dem "Fortschritt" trotzen konnten. Allgemein läuft es aber in der Schweiz nicht gross anders als in Deutschland was das betrifft.
Was das Sammeln des Wissens angeht, frage ich halt, wie soll das stattfinden, wer tut es, in wessen Auftrag oder aus welcher Motivation? Michael Machatschek ist zum Beispiel im ganzen Alpenraum rumgereist und er macht jetzt da auch nicht unbedingt einen Unterschied zwischen verschiedenen Ländern, noch erwähnt er, dass es da gross Unterschiede gäbe... was für mich irgendwie auch einleuchtend ist.
Was die Mentalität angeht, da gibt es schon Unterschiede, das stimmt. Die Schweizer sind weniger direkt, machen eher Understatements und sind eher diplomatisch.
Bei uns ist es sogar so, dass in gewissen Regionen das Problem besteht, dass Dörfer aussterben, da die Jungen auswandern ins Tal und nur noch die Alten bleiben und irgendwann sterben auch die nicht mehr aus.