Chinchilla-Scientia-Forum.de

Huhu,

vor einiger Zeit hatte ich bei meinen Degus beobachten können, wie sie feinsäuberlich die Fahne, bzw. das Grün von den Löwenzahnblattstängel abgenagt hatten, der Stängel würde freilich stehengelassen:



Kommt das euch bekannt vor, habt ihr schon ähnliches beobachtet?

Ich hatte damals darüber geschrieben hier: http://www.degupedia.de/forum/viewtopic ... hn&start=0 dabei kamen noch andere interessante Berichte, u.a. von Kaninchenhalter, wobei leider keine Fotos mehr vorhanden sind ausser meines.

Hier hatte ich mal noch geschrieben, wie die Degus Löwenzahnwurzeln selektierten, auch diese Beobachtungen sind schon älter:
http://www.degupedia.de/forum/viewtopic ... tion#17315
Kleine Stücke wurden verspiesen, grössere davongetragen und gebunkert.

Wie ich sehe, hatte ich da auch kurz noch was über Chinchillas geschrieben:

Das mit dem Samen ist interessant. Das ist hier genauso. Kleine wie Amaranth, Knaulgras, Leindotter, Möhrensamen etc. werden hier nur ungern gefressen. Aber wie du geschrieben hast im Gegenzug wird hier rote Hirse als "Kolben" gereicht und die geht weg wie nix.
Ich meine Murx hatte auch mal so etwas von ihren Chinchillas berichtet. Wahrscheinlich sind die Chins zu faul so kleine Sachen zu fressen?!?!
Wiederum Spinat ist hier total bröslig, also schon fast so klein wie Amaranth und wird gefressen bis alles weg ist Sogar die Staubflocken lecken sie auf -.-

Andere Vorliebe beim fressen:

Wenn ich Krümel eine getrocknete Birnenscheibe gebe, knabbert er erst den Rand (Schale) ab. Und während des fressen dreht er immer stück für Stück die Birnenscheibe so lange bis nix mehr dran ist. Also er arbeitet mit System

Ich hab neuerdings mind. einen Körnerpuhler ... erst dachte ich, sie würden keine Ölsaaten mehr fressen, weil der Napf immer noch gefüllt war im Gegensatz zu den letzten Wochen, nun hab ich dann doch mal reingegriffen und hatte von Leinsaatschalen bis Chiaschalen alles am Finger hängen! Das Gleiche war dann auch im Mehlsaatennapf der Fall, da war nicht eine einzige Hirse mehr mit Mehlkörper drin, alles nur Schalen, desgleichen auch bei den aromatischen Sämereien ... dabei scheint egal zu sein, wie klein die Samen sind, es wird neuerdings alles gepuhlt.
Ich kenne das sonst eigentlich nur von Prachtfinken so ...

Noch vor einer Woche war das anders, kleine Mehlsaaten waren eh nicht so beliebt, bei den Ölsaaten waren als erstes die geschälten Sonnenblumenkerne weg, dann erst hatte Chin notgedrungen auch die kleinen Ölsaaten gefressen (allerdings Kürbiskerne sind nicht so hoch im Ansehen, die bleiben oft bis zum Schluß).

Außer Erdnüsse werden übrigens Nüsse dennoch immer noch nicht geknackt!
Aber vielleicht lernen sie das ja auch mal irgendwann ...

@Katrin
Das ist interessant, dass die Chins auch so stark auf die Grösse der Saaten reagieren.
Allerdings muss ich jetzt mal nachfragen, mit Spinat meinst du dieses Mal schon Samen oder? Oder doch eher das getrocknete Kraut? Wir hatten das Thema doch erst kürzlich bei den schuppigen Ohren von Krümel, daher frage ich.

@Murx
Das ist allerdings auch interessant. Kann es sein dass du Perfektionisten von Chins hast, die da am Werk sind?
Statt Erbsen zählen, schälen sie nun einfach Minisamen...


Oder vielleicht wissen sie auch instinktiv dass die nicht so gesund für sie sind...?

Mal eine andere Sache: Wir hatten doch vor einiger Zeit mal die Beobachtung, dass die Chins Stacheln/Dornen feinsäuberlich abnagen. Ich glaube Anja hatte damals davon geschrieben oder hatte sie mir das damals persönlich geschrieben im Zusammenhang mit den Puyas. Jedenfalls hab ich auch noch im Kopf, dass jemand sowas schrieb in Bezug auf Disteln.

Ach ja, noch was, im Chinchillaschutzforum gibt es zum Thema noch ein paar weitere nette Fotos von Aleks, Thema "Blattspitzenselektion", so wie ich einst über meine Erfahrungen bei den Degus berichtete:
http://www.chinchillaschutzforum.com/t4 ... eile#41322

...ich habe nämlich nochmals geguckt, das Löwenzahnblatt hatte ich schon mal hier gepostet... die Resonanz war damals allerdings etwas verhaltener und vor allem weniger ergiebig (ja da hat sich in Zwischeinzeit schon einiges getan *froi*):
viewtopic.php?f=12&t=1999&hilit=blattspitzenselektion

Hier ist es auch so, das die Minisamen eher liegen gelassen werden, obwohl meine ja nichtmal jeden Tag Samen bekomm.

Disteldornen oder Stacheln werden hier auch bei manchen Pflanzen mit Vorliebe als erstes abgemampft.

Ausserdem hab ich letztens erst ein Apfelgehäuse rausgenommen, wo das Fruchtfleisch keiner angerührt hatte, aber innen die Kerne und so alles schön rausgearbeitet hat.

Warst du das mit den Disteldornen bei den Chins? Dein Name kam mir dabei nämlich irgendwie noch in den Sinn, als ich darüber nachdachte... bin mir aber ehrlich gesagt nicht mehr so sicher.

Bei Brombeerzweigen werden die Dornen oft als erstes abgefressen, danach kommen die Blätter und die entdornten Zweige bleiben liegen.
Was die Samen angeht, so werden die gröberen Kerne bevorzugt, ganz kleine Samen werden kaum gefressen....

Bei Kräutern und Salaten bleiben die Stiele, Strunke und Mittelrippe immer liegen, egal ob bei Klee, Luzerne, Chicoree, Kopfsalat, Miniromana, Löwenzahn(salat), Möhrenkraut, Kohlrabiblätter etc.

Die Stiele wurden bei meinen Degus auch gerne liegen gelassen. Ich hab mich schon öfters gefragt, wieso teilweise spezielle Stängelmischungen angeboten werden, wenn das doch eigentlich der Pflanzenteil ist, der in der Regel am wenigsten beliebt ist.

Oder warst du das Aleks mit den Disteln oder Lea? Ich frag mich jetzt echt, jemand von euch hatte mal tolle Fotos eingestellt... ich glaub ich muss jetzt doch mal nach diesen Bildern suchen, sofern sie noch auffindbar sind.

edith: also zuletzt hatte Pecu mal Fotos eingestellt hier:
Disteln? / Drachenfrucht und andere Kakteen
Was mir zudem eine kleine Notiz im englischen Bereich wert war: Feeding thistle and behaviour

Ich wars nicht

Ah ok, dann vielleicht doch Aleks oder Lea... ich weiss es echt nicht mehr, hab nur noch vage die Bilder im Kopf.

Aleks hatte im Schutzforum mich noch auf einen interessanten Beitrag aufmerksam gemacht:
http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen ... d-ch1.html

Behrend, Anke (1999): Kinetik des Ingestaflusses bei Rehen (Capreolus capreolus) und Mufflons (Ovis ammon musimon) im saisonalen Verlauf. Dissertation. Humboldt-Universität, Berlin.

Interessant ist, wie die Wiederkäuer entstanden sind:

(Hervorhebung von mir)

Kurz zusammengefasst die frühen Wiederkäuer waren relativ leichte Tiere (bis 18 kg), die sich überwiegend von leicht verdaulichen Pflanzenteilen ernährten. Ihr Verdauungstrakt war einfach gebaut und die Pflanzenteile wurden in einem einfachen Vormagen mikrobiell in kurzkettige Fettsäuren (SCFA/VFA) zerlegt und resorbiert.

Im Miozän kam es dann zu tiefgreifenden Veränderungen in der Vegetation (Klimawandel!). Die Temperaturen sanken, was dazu führten, dass die Gräser ausbreiteten, die reich an Zellulose sind und von den Wiederkäuer neue Strategien in der Verdauung der neuen Nahrung erforderten. In Folge kam es zu einer Spezialisierung des Verdauungstrakts, der insbesondere mit dem Herausbilden komplexer und auf diese Nahrung besser angepasste Vormägen führte.

Genau auf diese grosse Bedeutung des Klimawandels (der in der Vergangenheit immer wieder zu grösseren Änderungen führte) als Triebfeder wird auch in anderen Quellen immer wieder betont. Es ist ein Umstand, von dem ich das Gefühl habe, er wird im deutschsprachigen Raum nach wie vor viel zu wenig wahrgenommen.

Mir ist, vor einiger Zeit schon, etwas aufgefallen. Wenn ich den Chins Frischfutter im Napf anbiete, wird es definitiv nicht angerührt. Noch nicht mal der leckere Apfel. Nun packe ich das FriFu wieder aufs große Sitzbrett und fast alles wird aufgefressen.
Warum ist das so? Ich muss dazu sagen, das Napf war nicht sehr groß.

Mit den Kräuter-/Blätter- und Blütennäpfen ist es ähnlich. Die Sachen im normalen Standard-Napf werden nicht bzw. kaum angerührt. Ich benutze nun so kleine Auflaufformen

Mit dem Heu war es Anfang letzten Jahres ähnlich. Nur ein Chin hat das Heu aus der Raufe gefressen...naja...eher rausge"kratzt". Seitdem ich es aufs Brett packe wird es besser von allen angenommen.

Ja, das mit den Dornen hatte ich dir auf jeden Fall erzählt, das ist sehr auffällig. Dornen werden mit Vorliebe zuerst verspeist.

Bei Äpfeln und Birnen isst Rune am liebsten zuerst das Innere bzw. ich glaube sogar nur. Während die Anderen beides gerne nehmen.

Bei Kohlrabiblättern und etwas größerem Löwenzahn wird der Stiel übrig gelassen.

Generell ist das Kraut auch bei getrockneten Kräutern spannender und schmackhafter, als die Stiele.

@Shagya: Könnte an der Napfgröße liegen....müsstest du mal austesten. Ich nehme große Hundekeramiknäpfe und stelle Steine (als Sitzmöglichkeit außen raum, damit sie nicht am Napfrand runter pieseln ) und das scheint ihnen sehr zu gefallen. Auch ein Stückl kleinere Näpfe werden mit Sitzgelegenheit direkt am Napf gerne angenommen.