Ich spinne die Überlegung mal weiter ...
Bei mir wurden ja selbst im Winter, wenn viele Samen gefressen wurden, nicht weniger Kräuter gefressen. Fehlten die Samen, wurden nicht mehr Kräuter gefressen. Ein Sattfressen generell wirds also vermutlich nicht sein. Die Vitamine selbst auch nicht ... die Hälfte der Vitamine läßt sich ja im Körper nicht speichern, macht also keinen Sinn, sie mehr zu futtern.
Wir haben jedoch noch das Feld der sekundären Pflanzenwirkstoffe - und hier haben wir ein sehr komplexes, nicht überschaubares Feld der Wechselwirkungen. Nehmen wir an, das Futterangebot ist gleichbleibend, so können die Chins die effektivsten Kombinationen ausprobieren und beibehalten, bei denen bei geringstmöglicher Futteraufnahme die höchstmögliche Wirkung auf die Gesundheit erreicht wird. Es wird also insgesamt weniger gefressen - und hier am Auffälligsten, deutlich weniger Kräuter, weil nur das an Kräutern gefressen wird, was zur optimalen Versorgung mit den einzelnen sekundären Pflanzenwirstoffen notwendig ist. Energie, Mineralstoffe und Vitamine gibts mit wenig sekundären Pflanzenwirkstoffen auch in den Sämereien, die würden von den Nährstoffen allein vollkommen ausreichen. Einzig die sekundären Pflanzenwirkstoffe sind in Sämereien unterrepräsentiert und müssen mit Kräutern und Co ergänzt werden.
Schwanken die sekundären Pflanzenstoffe stark, beispielsweise weil es einen Tag ne Kräutermischung gibt mit hohem Anteil an Alkaloiden, nächsten Tag gibts ne Blättermischung mit wenig Alkaloiden, aber hohem Anteil an Gerbsäuren und den dritten Tag erst werden die Samen nachgefüllt, so daß wieder Samen verfügbar sind, die am zweiten Tag aufgefuttert waren, dann ist eine solch effektive Kombination gar nicht mehr möglich, die Chins sind plötzlich mit der vollen Intelligenz, die ihnen zur Verfügung steht, damit beschäftigt, jeden Tag ne brauchbare Mischung aus dem Angebot herauszusuchen, die zwar nicht sehr effektiv ist, sie dennoch gesund erhält. Sie fressen also mehr von allem, insbesondere von den Kräutern, Blüten und Blättern, da diese einen deutlich höheren Anteil an gesunderhaltenden sekundären Pflanzenwirkstoffen haben, wie die Sämereien. Was ich also an deiner Theorie verändert habe, ist einzig, daß ich die Vitamine mit den sekundären Pflanzenwirkstoffen ausgetauscht hab, die Idee aber bleibt diegleiche.
Dafür spricht das Verhalten von Beezle ... wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich nur von Taraxacum-Löwenzahn, Sonnenblumenkernen und Cashewnüssen ernährt. Nur ein geringer Anteil seiner Nahrung waren andere Pflanzen. Wenn genügend Löwenzahn da war, war das schätzungsweise unter 5% anderer Pflanzen, die er ergänzend dazugefuttert hatte. Ab dem Tag, an dem er sich nicht mehr mit Löwenzahn, Sonnenblumenkernen und Cashewnüssen vollhauen konnte, fing er an sehr abwechslungsreich zu futtern und sich quer durch das Pflanzenangebot zu schlemmen - und ich hatte immer das Gefühl, als wenn dann auch insgesamt mehr gefressen werden würde. Ich hatte da allerdings eher Unice im Verdacht, daß die dann mehr fressen würde ... aber vielleicht war das gar nicht Unice, sondern der Beezle, weil er einfach mehr ausprobieren mußte, was paßt und was fehlt, was sich gegenseitig an Wirkung aufhebt und was sich ergänzt und dann solange mit dem Futter jonglieren mußte, bis es wieder paßte.
Wenn diese Theorie schlüssig ist, und ich dann mal ein wenig nach Chile schaue, hab ich ein stark wechselndes Futterangebot in Chile, wo sich die Chins gar nicht auf ne effektive Pflanzenkombination einschießen können - heißt also, daß ein gleichmäßiges, nicht wechselndes Nahrungsangebot für Chinchillas unnatürlich ist - und eventuell sogar Probleme machen könnte, weil die Chins massemäßig zuwenig futtern! Würde also heißen, daß ich Chins, die sich spezialisieren wollen (wie bei mir der Beezle), über wechselndes Futterangebot sogar zwingen müßte, sich nicht zu spezialisieren und daß es gar nicht wünschenswert ist, ewig gleichbleibende Futtermischungen gleich welcher Art zu haben. Vielleicht müssen sogar die Hauptnahrungspflanzen bisweilen fehlen ... so eine Art Fastentag für Lieblingskräuter sozusagen, wo es nur die unbeliebteren Kräuter gibt.
Was meint ihr?
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zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka
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