Wie alt waren die Beiden, als du sie bekamst?
Das Ganze Heu, Heu, Heu und Heu ist das Brot für Kaninchen geht auf Frau Dr. Drescher zurück - sie hatte beobachtet, daß Kuntibuntis zu einer Vielzahl an Krankheiten bei Kaninchen und Meerschweinchen führen - allerdings zog sie in Unkenntnis der tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten dieser Tierarten die falschen Schlüsse. Es gab bald TÄ, die hatten aufgrund ihrer Vorträge steif und fest behauptet, Kaninchen und Meerschweinchen könnten von Heu allein leben - die Folge waren und sind Kaninchen und Meerschweinchen, die entweder stark durch diese Mangelernährung geschädigt werden, oder sogar Kaninchen, die bei einer solchen Diät schlichtweg verhungern!
Kaninchen leben natürlicherweise von jungen, eiweißhaltigen Trieben und Blättern von Kräutern und Gräsern. Wenn sie die nicht genug finden, fressen sie Knospen, Rinden, Sämereien, Früchte und buddeln selbst im tiefsten europäischen Winter nach Speicherwurzeln. Was sie gar nicht aufnehmen (und auch nicht verdauen können), das sind die Stengel dieser Pflanzen! Die bleiben stets stehen. Selbst Blattrippen bleiben oftmals stehen.
Heu, was du normalerweise bekommst, insbesondere grobes Heu, besteht nur noch aus den Stengeln und alten Blättern der Wiesenpflanzen - also genau das, was Kaninchen natürlicherweise nicht mal frisch fressen, geschweige denn getrocknet. Überhaupt fressen Wildkaninchen nix Getrocknetes außer Sämereien. Selbst Rinde hat einen Wassergehalt von über 40%. Und die trockenen Sämereien fressen sie nicht viel ... das sind vielleicht 10 - 30g im Herbst und Winter, die auf so ein Wildkaninchen täglich an Sämereien kommt - mehr nicht. Sie fressen jedoch 100g - 600g Frischfutter (je nachdem, wie schwer sie sind und wie nahrhaft ihr Futter ist, was sie finden) pro Tag ... auch im Winter! Selbst die Behauptung von TÄ, Kaninchen würden kein Getreide fressen, ist schlichtweg falsch - die Schäden an Getreidefeldern, welche durch Wildkaninchen in Wildkaninchengebieten verursacht werden, gehen in die Tausende Euronen! Erst die morderne Landwirtschaft mit ihren ausgedehnten Monokulturen macht nun zunehmend selbst dem Wildkaninchen das Leben immer schwerer ... die Wildkaninchen sind aufgrund der Nahrungseinschränkung in Gesamtdeutschland im Rückgang begriffen - in den Städten dagegen, wo es artenreiche Ruderalzonen, Friedhöfe und Parkanlagen gibt, nehmen die Wildkaninchen zu - sie finden dort genügend artenreiches Futter, um nicht krank zu werden.
100g Frischfutter auf 1kg Kaninchen macht ein Kaninchen gerade mal ein Jahr lang höchstens mit (es sei denn, es ist ein extrem guter Futterverwerter und das Frischfutter extrem energiereich), danach treten zunehmend andere Probleme auf: Knochenerkrankungen, Gelenkserkrankungen, Blasensteine, Blasen- und Nierenerkrankungen, Krämpfe, vermehrt Aufgasungen, Eiweißmangel, Darmerkrankungen ... je nachdem, wie robust ein Kaninchen ist, mal das eine davon, mal das andere ... manchmal gleich alles zusammen.
Kaninchen sind Kräuter- und Blätterfresser ... Dröseln wir mal die ursprüngliche Ernährung ein wenig auf ...
Blätter: Kräuter, Löwenzahn Früchte: Gurke, Paprika, Tomate, Fenchel Speicherwurzeln: Möhren Zweige und Äste
Ich vermute jetzt mal, daß das Meiste, was die Kaninchen bekamen, die Zweige und Äste und die Früchte und Speicherwurzeln waren. Löwenzahn wirst du im Winter vermutlich nicht bekommen haben, frische Kräuter jedoch sind teuer ... bleibt also nur das reine Kraftfutter über, die Speicherwurzeln und die Früchte - und das als Hauptkost! Das entspricht weder einer eiweißreichen, calciumreichen Kost, an welche Kaninchen angepaßt sind, noch entspricht es einer stark abrasiven Kost, wie es kieselsäurereiche Frischfutterpflanzen (Gräser, Schachtelhalm, viele Kräuter wie Wiesenbärenklau und Brennessel) darstellen und wie es die Kaninchen brauchen. Du hast da also einfach das Pech, ein besonders empfindliches Kaninchen bekommen zu haben, was mit einer solchen Kost nicht mehr zurechtkam (ich vermute, das Problemkaninchen ist dieses Fellwunder auf dem ersten Bild? Gerade das lange Haar braucht eine besonders ausgewogene Ernährung.)
Es ist bei einiger Überlegung möglich, Kaninchen tatsächlich auch mit gekauftem Gemüse und Obst durchzufüttern ... jedoch muß die Hauptkost eben das Kraut sein: Blattkohl (Kohlrabiblätter, Chinakohl, Grünkohl, Braunkohl etc), Mangold, Spinat, Fenchelgrün, Chicoree, Radicchio, Feldsalat ... nebenbei können (und sollten auch) Früchte und Wurzelgemüse angeboten werden, aber das ist halt nicht die Hauptkost, verstehst du? Aber selbst, wenn du sammeln gehst - die meisten Pflanzen, die du findest, sind wirklich richtig gutes Kaninchenfutter. Für Kaninchen tödlich giftige Kräuter und Gräser wachsen hier in Deutschland nicht und die stark giftigen Kräuter hast du schnell gelernt bzw sie sind sehr, sehr selten: Fingerhut, Aronstab, Germer, Eisenhut, Jakobsgreißkraut ... wobei Wildkaninchen selbst diese Pflanzen fressen, ohne sich zu vergiften!
Für die Zähne hilfreich sind übrigens (alles frisch): - Kohlrabiblätter - Chinakohl - Schachtelhalm (der geht auch getrocknet, weil die meisten Silikate des Schachtelhalms im Cellulosegerüst fest eingebaut sind und auch durch trocknen nicht rausgelöst werden können) - Wiesenbärenklau - angewelkte Brennessel - Topinamburkraut - Gräser (Borstgras ist dabei so heftig, das raspelt gesunden Kaninchen die Backenzähne aufs Zahnfleisch runter! Das im Heu enthaltene Weidelgras dagegen raspelt selbst frisch kaum) und viele, viele Wiesenkräuter und Kräuter am Wegesrand, die man so finden kann ...
Du schreibst ja, daß dein Problemkaninchen zu Blähungen neigt ... da wäre es dann sinnvoll, was Kohl angeht, erstmal mit Kohlrabiblättern und Chinakohl anzufangen, da das die Kohlsorten sind, die noch am besten vertragen werden. Wenn das in beliebiger Menge vertragen wird (ist eine Sache des langsamen Anfütterns und eine Sache, zu verhindern, daß die Kaninchen den Kohl inhalieren vor lauter Gier), können andere Kohlsorten mit zukommen.
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zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka
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