Gut, wenn du es so siehst, dann wäre aber im Gegenteil der fehlende Glaube kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt, denn die Industrialisierung wurde erst möglich, als im Westen die Macht des Klerus bröckeln begann. Naturwissenschaften und der Glaube an die Moderne und neue Techniken waren es, welche diesen Prozess vorantrieben. Und um die Purristen zurückzukommen, da gäbe es ja eine Strömung, die würde so gesehen unserer Umwelt und wohl auch unseren Tieren gut tun: jene die alles Moderne ablehnen: wir hätten nachhaltigere Bewirtschaftungsformen, all die Chemie, die Gifte, der ganze Moderne Schrott, der die Umwelt und Natur belastet... all das wäre nicht. Ebenso käme niemand auf die Idee Malaria und andere Krankheiten auszurotten, die lange wie ein Schutzpatron über die afrikanische Tierwelt und Natur herrschten und die europäische Invasion lange in Schacht halten konnten, ebenso gäbe es keine Massenabholzung von Regenwäldern (wie auch mit einfachen Beilen und anderen Handwerkzeuge) und wir hätten auch keine tickende Zeitbombe im Meer durch Überfischung und kleinste Partikel von Kunststoffmüll, welche Plankton und andere Mikroorganismen verhungern lassen, da ihnen der Nährstoff fehlt und sie Nährstoffpartikel im Verdauungstrakt den Platz rauben...
So gesehen wäre auch Bush ein "Gottloser" Opportunist, der mit einem Hauch von konservativ-religiöser Politik versucht auch in diesen Lagern Stimmen zu fangen. Mit anderen Worten, Bush ist ein Heuchler und hat es nie ernst gemeint was seine Einstellung zu Religion angeht... das war Fassade, ebenso wie zahlreiche Regierungen ihren Bürgern vormachen, sie engagierten sich für den Umweltschutz... Nein-nein, das greift so nicht.
Und wenn ich noch tiefer gehen möchte, zum Beispiel auf Naturvölker eingehen möchte, dann kommt der Religion sogar eine wichtige Aufgabe zu. Der Aberglaube der Maori in Neuseeland, welcher dazu führte, dass sie nach einer ausgiebigen Ausbeutung der Natur sich ihre Lebensgrundlagen fast zerstörten führte dazu, dass sie diese in Zukunft anfingen zu schützen. Die Verehrung von Boden, Berge, Sonne oder Mond bei den Inka und anderen südamerikanischen Völker, es war wohl kein Zufall, denn sie waren wichtig in ihrem Leben.
Bei den Inka war die Religion sogar die treibende Kraft, welche diese Hochkultur erst antrieb. Vieles wurde den Göttern wegen erschaffen, ohne Religion wären die Inka in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit versunken und wir wüssten heute wahrscheinlich so gut wie nix über sie.
Und sicher gäbe es hier viele weitere Beispiele.
Dann zur Kirche... der Papst konkret, das war schon seit langem eine Machtinstitution und Politik. Mit Religion hatte das ausser der Fassade jetzt einmal ziemlich wenig zu tun, im Gegenteil, da wurde Wasser gepredigt und Wein getrunken und willkürlich auch Gesetze zur eigenen Gunst aufgestellt, wie wir das auch von Diktaturen und vielen demokratischen Regierungen kennen.
Zitat:
Ich weiß nicht, wie du es siehst, aber ich sehe es so, daß das, was Politiker zu sagen haben, einfach nur Lug und Trug ist ... da hat doch kein einziges Wort mehr mit seiner ursprünglichen Bedeutung zu tun! Oder seh ich das falsch?
Das sehe ich etwas anders, auch wenn ich durchaus damit übereinstimme, dass es in der Politik mit der Wahrheit oft nicht zu eng genommen wird, schliesslich geht es häufig auch um Macht.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Politik von Lobbyisten intensiv umworben werden, dass es verschiedene Meinungsinteressen gibt, die berücksichtigt werden müssen und nicht zuletzt wird von Politikern verlangt Entscheidungen zu treffen, zu denen ihnen das nötige Wissen fehlt. Selbst wenn es da wäre in Form von Expertenrat, entscheiden Politiker nicht selten wie die Stammtischpolitiker, sie treffen eigenmächtig eine Entscheidung, die vielleicht gut tönt oder sonst aus einem irrationalen Grund als günstig erachtet wird, aber einer ernsten Überprüfung nach sachlichen Kriterien nicht stand halten kann.
Nicht zuletzt ist es nicht selten auch so, dass die Wahrheit hart ist und sie umzusetzen bedeuten würde, in die Scheisse zu greifen und sich die Hände schmutzig zu machen. Da wird oft lieber eine Scheinlösung gesucht, die zwar gut tönt, dafür aber wenig Arbeit gibt. So ja auch beim Ausstieg vom Ausstieg bei den Atomkraftwerken in Deutschland.
Zitat:
Ich selbst verstehe unter Eigenverantwortlichkeit das Wissen, daß alles, was ich tue, auch Konsequenzen hat. Einige Konsequenzen kann ich mir denken - wenn ich beispielsweise meinem Chef ins Gesicht spucke, kann ich ziemlich sicher sein, daß ich meinen Job los bin und von Stund an Arbeitslosengeld beziehe ... wenn ich jedoch selbst kündige, kann ich genauso sicher sein, daß ich erstmal für Arbeitslosengeld gesperrt werde!
Das was du da beschreibst ist Selbstbestimmung, dass ich bewusst eine Entscheidung treffe, mit der ich leben will/muss. Ob gut oder nicht, ich hab das in der Hand. Verantwortung bedeutet, dass man die Konsequenzen trägt, muss aber nicht auch heissen, dass man selbst bestimmen darf. So sehe ich das zumindest. Die Liberalen sprechen ja gerne von Eigenverantwortung, weil es schönmalerisch tönt und es ihre Vorstellung ist und quasi auf eine Machtstruktur hinausläuft, in der eine kleine Elite bestimmt, was die grosse Mehrheit tragen muss (sie trägt eben Verantwortung). Für mich garantiert Eigenverantwortung denn auch nicht, dass man selber mitbestimmen darf, was eben die Selbstbestimmung oder Autonomie ausdrücklich deutlich macht.
Zitat:
Die Leute glauben Dinge, die stehn nicht mal in der Bibel!
Das ist doch gerade das Problem. Dazu ist die Bibel, wer sie wörtlich auslegen möchte auch nicht widerspruchsfrei, dass auch das keine Lösung sein kann. Es gibt sogar einen Sinnwandel zwischen altem und neuem Testament. Im alten Testament herrschte das Gesetz von Aug um Aug, Zahn um Zahn. Das war übrigens ein Fortschritt zur unverhältnismässigen Vergeltung und Rache, da es das Mass der Strafe eindämmte auf ein verhältnismässigeres Niveau. Im neuen Testament geht es um Toleranz, Liebe und Vergebung... von solchen Werten halten selbst solche Radikal-Konservative ja auch nicht viel.
Und sorry, wer aber Homosexulelle hetzt, Hexen verbrennt, so rassistisch ist wie ein KKK oder whatever hat gar nix begriffen.
Zitat:
Am Stammtisch wiederum herscht BILDung, keine Bildung ... das sollte auch dir klar sein. Wer sein Hirn mit Alkohol benebelt, bis dann sogar noch die potthäßlichste Frau als eine Grazie von überirdischer Schönheit erscheint, der wird wohl kaum in der Lage sein, seine Meinung eigenverantwortlich zu bilden!
Ach was, darum geht es doch gar nicht. Ich wollte doch nur zeigen, dass es einfach ist sich eine Meinung zu bilden. Ob diese sachlich und objektiv betrachtet sinnvoll ist, davon habe ich nix gesagt, muss sie ja auch nicht, das sind zwei verschiedene Paare ebenso wie BILDung und Bildung.
Wobei es um letzteres teils auch nicht so gut bestellt ist, wenn die wenigsten in Schule und Co. lernen Medien kritisch zu hinterfragen und imstande sind sich unabhängiger in den Medien zu informieren als der gefilterte Einheitsbrei, der durch die grossen Nachrichtenagenturen und grossen Medienhäuser (die meist konservativ und systemtreu geführt werden) von unbequemer Kritik gesäubert wurde. Aber das wäre dann wieder ein anderes Thema.