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 Betreff des Beitrags: Wildchinchillas: Gruppenzusammensetzung
BeitragVerfasst: 14.09.2010, 08:27 
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Registriert: 11.01.2009, 11:46
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Ich würde das Thema gerne auch hier besprechen und als Einstieg David aus dem Hilfeforum zitieren und drauf eingehen. Es geht u.a. um die Frage wie Wildchinchillas leben.


davX hat geschrieben:
ich habe nochmals über dieses Thema nachgedacht. Was mir durch den Kopf ging:

Mehrere Männchen in einer Gruppe ist das eine, hier geht es aber darum, dass ein Weibchen auf 3 Männchen (Nachwuchs) kämen, oder? Das wäre ein deutlicher "Überschuss" an Männchen.

Die ganze Idee, Chinchillas in grösseren Gruppen auch mit mehreren Männchen zu halten, entspringt doch auch der Idee, dass diese Gruppen natürlicher wären, zumal Chinchillas bekanntlich kolonial leben. Dennoch gibt es Indizien, dass die jungen Männchen die Familie verlassen, wenn sie geschlechtsreif werden. So wäre eine solche Gruppe also nicht so "natürlich". Andererseits gibts auch in der Natur Ausnahmen und Abweichungen, aber darauf spekulieren? Ich hab ehrlich gesagt mit diesem Gedanke doch etwas Mühe.

Quelle: http://forum.chinchillahilfe.de/viewtop ... 79c#p98791

Es ist leider nicht bekannt wie Wildchinchilas genau leben. Es wird angenommen, dass es sich um Kolonien handelt, aber wie viele Böcke und Weibchen leben in diesen Kolonien und wie viele Tiere insgesamt? Leben alle Gruppenangehörige streng solitär oder schlafen z.B. die Männchen oder ein Teil derer fern ab der Weibchen oder Gruppe, wie es bei anderen sozialen Tierarten der Fall ist. usw. Werden potente Jungtiere vertrieben und wenn ja wann etc...
Es sind viele Fragen offen. Gibt er hierzu verlässliche Quellen?

Und: Wüssten wir, dass es in der Natur tatsächlich nur Harembildungen gibt- ist es überhaupt sinnvoll dieses Wissen auf unsere Chins zu übertragen? Schließlich werden Heimtiere in kleinen Käfigen gehalten, viele mit Fertigfutter ernährt, sie sind im Ausleben ihres artspezifischen Verhaltens stark eingeschränkt. Eine gute Orientierung wäre es sicherlich dennoch.

Mich würde wirklich interessieren, ob nun Harem, Mischgruppe und wenn ja, wie es sich mit der Geschlechtsverteilung verhält.

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meine Seiten: www.chinchilla-scientia.de und www.chinchillaschutzforum.com


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 Betreff des Beitrags: Re: Wildchinchillas: Gruppenzusammensetzung
BeitragVerfasst: 14.09.2010, 09:02 
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Registriert: 28.04.2008, 19:26
Beiträge: 2255
Hallo,

also ich kann nur von meinen berichten.
Von 2000 - 2002 lebten ein männliches und ein weibliches Tier zusammen.
2002 - 2003 lebten in einer Gruppe 2 männliche Tiere und 2 weibliche Tiere zusammen.
2003 verstarb ein weibliches Tier, 2 kammen aber auch dazu. Also 2003-2007 lebten dann 4 männliche Tiere und ein weibliches Tier in einer Gruppe.
2007 kam dann noch ein weibliches Tier hinzu.

Die Gruppe in dieser Zusammenstellung hielt bis ungefähr 2009. Dann fing das ältere Weibchen in der Gruppe an, andere anzugreifen. Vorzugsweise ein Böckchen, welches 2003 dazu gekommen war. Angestachelt dadurch gab es ausserdem Angriffe von Seitens der Jüngeren gegeneinander (Machtgerangel?). Meine beiden älteren Böcke lässt das alles kalt, ich glaub die kann man fast mit jedem und allem zussammen setzen :oops: Ausserdem ist (war) es ein Familienverband.

Mittlerweile leben 2 Gruppen zu je 1x weiblich und 2x männlich relativ friedlich in ihren Käfigen nebeneinander. Die Männchen sind alle kastriert. Da teilweise durch Gitter getrennt besteht Sicht-, Hör- , Geruchs- und auch Schnupperkontakt.


Edit: Da Kaktus ein neues Thema zur Gruppenhaltung gemacht hat, passt mein Beitrag vielleicht besser da rein. Bitte verschieben?. Danke

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LG Janet

Man trägt für so lange Zeit eine Maske, dass man vergisst, wer man darunter eigentlich ist ;)


Zuletzt geändert von nettl am 14.09.2010, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wildchinchillas: Gruppenzusammensetzung
BeitragVerfasst: 14.09.2010, 09:14 
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ehemalige Moderatorin
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Registriert: 11.01.2009, 11:46
Beiträge: 6114
Hallo nettl,

könntest du deine Erfahrungen nochmal an der Stelle posten: viewtopic.php?f=26&t=2193 :) ? Dann haben wir dort alles zum Thema zusammen.
Hier sollte es in erster Linie um das Sozialleben von Wildchinchillas gehen ;) Danke dir.

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 Betreff des Beitrags: Re: Wildchinchillas: Gruppenzusammensetzung
BeitragVerfasst: 14.09.2010, 09:40 
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Pyramidenspitze
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Registriert: 08.05.2007, 16:20
Beiträge: 5781
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Sagen wir so ... vergleichen wir mit anderen Koloniebildnern, haben wir fast immer das Phänomeen, daß eine gewisse Inzestvermeidung einsetzt, indem die jungen Männchen abwandern. Sie finden sich bei den meisten koloniebildenden Arten am Rand der Kolonie oder in bestimmten Arealen innerhalb der Kolonie zusammen und bilden reine Junggesellengesellschaften innerhalb der Kolonie. Aus diesen Junggesellengesellschaften rekrutieren sich dann die revierbildenden Männchen, die im Fortpflanzungsgeschäft ihren Mann stehen.

Die kleinsten Einheiten typischer Koloniebildner sind also:
- Mutter-Kind-Gruppe oder Haremsgruppe mit einem Männchen und einem bis wenigen Weibchen
- Junggesellengruppen
- einzelgängerische Männchen ohne Weibchen, meist ältere Tiere
Bei einigen Arten kommt noch zusätzlich das Phänomeen des Kindergartens dazu, die Weibchen bringen ihre Jungen ab einer bestimmten Altersgruppe in spezielle Gruppen, so daß sie selbst sich anderen Tätlichkeiten widmen können. Die Kindergärtner sind dabei meist weiblichen Geschlechts. Weitere Gruppenbildung sieht man manchmal bei Jungweibchen oder aber gemischtgeschlechtliche Gruppen aus Jungtieren, die noch nicht alt genug sind, selbst Junge zu bekommen, aber schon alt genug sind, um aus dem engsten Familienverband entlassen zu werden.
Alle Tiere stehen mehr oder weniger miteinander in Kontakt, es bilden sich nur für die kleinsten Einheiten Kernreviere, wo jeder andere draus vertrieben wird. Man besucht sich, auch die einzelgängerischen Altmännchen werden regelmäßig besucht.

Ich frage mich, warum sollte das bei Chinchillas anders sein?

Direkte Beobachtungen an Wildchinchillas dürfte es nicht geben, nur die Beobachtungen aus der seminatürlichen Haltung bei Amy Deane ...

Es gibt dann noch ein Problem ... selbst die Alarmrufe der Chinchillas werden erlernt, es ist von auszugehen, daß Chinchillas dazu in der Lage sind, unterschiedliche Koloniesysteme aufzubauen ... wir haben jedoch nur noch ein paar wenige Restbestände, hier wäre sowas gar nicht mehr nachweisbar, die soziale Struktur unter seminatürlichen Bedingungen muß keinesfalls mit dem übereinstimmen, was wildlebende Chinchillas an sozialer Struktur aufgebaut hatten.
Kurzum - wenn es etwas gibt zu dem Thema, dann sind es Hinweise und nix Definitives ...

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zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka


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 Betreff des Beitrags: Re: Wildchinchillas: Gruppenzusammensetzung
BeitragVerfasst: 14.09.2010, 17:08 
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Registriert: 02.05.2007, 20:50
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Wohnort: Zürich / Schweiz
Zitat:
Es ist leider nicht bekannt wie Wildchinchilas genau leben. Es wird angenommen, dass es sich um Kolonien handelt, aber wie viele Böcke und Weibchen leben in diesen Kolonien und wie viele Tiere insgesamt? Leben alle Gruppenangehörige streng solitär oder schlafen z.B. die Männchen oder ein Teil derer fern ab der Weibchen oder Gruppe, wie es bei anderen sozialen Tierarten der Fall ist. usw. Werden potente Jungtiere vertrieben und wenn ja wann etc...
Es sind viele Fragen offen. Gibt er hierzu verlässliche Quellen?

Das ist richtig... die Datenlage ist leider nicht die beste. Von Jiménez gibts einen Artikel über Chinchillakolonien, welche leider nicht näher auf die genaue Zusammensetzung der Kolonien eingeht, aber die untersuchte, wie gross die Kolonien sind und wie sie sich über die Jahre entwickelten.
Dazu gibt es von Amy Deane spärliche Infos.

Ich gehe davon aus, dass die Struktur bei den Chinchillas nicht so unterschiedlich sein dürfte wie bei den Degus. Eigentlich geht es doch um Familien, die wachsen. Einige Tierarten bilden Grossfamilien, andere leben wiederum eher in kleineren Gruppen. Trotzdem ist es in der Regel üblich, dass die jungen Männchen abwandern, was heisst, dass ein Männchenüberschuss eher die Ausnahme sein dürfte, denn die Regel.

Bei Degus haben wir denn auch Familiengruppen von 1 Männchen und 1-2 Weibchen mit Nachwuchs i.d.R. um die 4-6 Stück. Teilweise liest man auch von 1-2 Männchen und 2-5 Weibchen:

Zitat:
Degus sind sehr soziale Tiere und leben in Familiengruppen bestehend aus 2 - 5 Weibchen und 1 - 2 Männchen (Woods & Boraker 1975; Fulk 1976). Mehrere Familien bilden eine lockere Kolonie, wobei jede Familie ein eigenes Revier und einen eigenen Hauptbau hat. Solche Kolonien können ein paar Hundert Degus umfassen. Während die Standorte der Guppenterritorien unverändert bleiben, variiert die Zusammensetzung der Gruppen saisonal. Mit Ausnahme der Hauptbrutzeit bewegen sich die Gruppenmitglieder frei zwischen den verschiedenen Gruppen (Ebensperger & Walem 2002; Le Boulengé & Fuentes 1978).

Quelle: http://degu.re4.ch/ratgeber/allgemeines ... weise.html


Zitat:
Die kleinsten Einheiten typischer Koloniebildner sind also:
- Mutter-Kind-Gruppe oder Haremsgruppe mit einem Männchen und einem bis wenigen Weibchen
- Junggesellengruppen
- einzelgängerische Männchen ohne Weibchen, meist ältere Tiere

Richtig, wobei es hier teils auch zu interessanten Konstellationen kommen kann, zum Beispiel dass Männchen von zwei Gruppen geteilt werden, was beispielsweise bei Präriehunden vorkommt.
Das Problem, das wir haben, je weniger gut eine Tierart untersucht ist, desto weniger ist bekannt über solche spezielle Details. Jedoch je tiefer die Studien gehen, desto mehr solche Details kommen heraus.

Zitat:
Direkte Beobachtungen an Wildchinchillas dürfte es nicht geben, nur die Beobachtungen aus der seminatürlichen Haltung bei Amy Deane ...

Falsch, die gibt es. Allerdings von Deane ist mir auch nur eine Beobachtungsnacht bekannt. Sie wurde von Einheimischen auf eine Stelle hingewiesen und harrte dort dann auf einem Hochstuhl aus, mit den Füssen in einem Wasserbecken als Schutz vor den gefährlichen Raubwanzen.
So gesehen gibt es also neben Deanes Beobachtungen auch solche von Einheimischen... das Problem ist dennoch die schlechte Informationslage. Evtl. hatte auch schon Jiménez Chinchillas beobachtet oder Connie Mohlis und der chilenische Chinchillero... aber auch darüber können wir nur spekulieren. Oder zumindest ich mit meinen aktuellen Informationen.
Maria Theresa Serra wiederum hat meines Wissens keine Chins selbst beobachtet. Ihre Studie basierte auf dem Kot der Tiere.

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