Chinchilla-Scientia-Forum.de

Hi,

bereits hier http://www.degupedia.de/board/viewtopic.php?t=816 berichtete ich über meinen Valentino und seine "Anfälle".

Kurze Vorgeschichte zur jetzigen Beobachtung:
Feivel, nicht kastriert, lebt mit sterilem Mädel.
Tino, kastriert, lebt mit 3Mädels.

Bevor wir umgezogen sind, durfte Feivel in Tino's Käfig schauen, ohne dass er reagierte. Es gab dann mal ein kurzes Zwischenspiel mit einem von Tino's Damen, die großes Interesse an Feivel zeigte, seitdem interessiert sich auch mein Tino für den Feivel.

Die Käfige der beiden Gruppen stehen sich gegenüber. Zwischen Tino und Feivel herrscht eine Art Hassliebe. Heißt: Feivel muss zwingend in jedem Auslauf am Gitter hochkraxeln und dann fängt das "Nasenhacken" an. Sie haben sich noch nie was getan...ich habe den Eindruck, es geht um "wer gibt zuerst auf?", denn wenn sie wollen würden, hätten beide keine Zehen mehr. Natürlich bin ich nicht begeistert über das Verhalten der beiden, habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass Feivel richtig sauer wird, wenn ich ihn vom Gitter pflücke. Also lass ich ihn, wenn ich daneben sitze...ich kenn meine Chins lange und gut genug, ich weiß, wann jemand bös wird und die zwei spielen eher miteinander.

Also, gestern folgendes Szenario:
Mäuls und Feivel haben Auslauf. Feivel darf zur Zeit bevorzugt oft raus, da er momentan wieder eine schlimme "Mondphase" hat und recht zickig ist.
Feivel kommt also raus, gibt seinen Kontaktlaut ab und los geht's: Tino spitzt bei besagtem Laut die Ohren und rennt nach unten, schauen, ob es "Feind Feivel" ist.
Kurzes "In Pose werfen" von beiden durch's Plexiglas, Tino eröffnet Runde 1, indem er an den inzwischen angestammten "Gitter-Kampf-Platz" rennt. Feivel nimmt Anlauf, springt ans Gitter. Tino zielt, Pippidusche, Feivel bleibt hängen und "knurrt". Erster "Nasenhacker" von Tino (beißt in die Luft, nicht in Feivel's Nase), motzen meinerseits wird ignoriert. Feivel hackt zurück, lässt sich fallen.

Ich schaue, wie immer, zu und denk mir meinen Teil. Nach Runde 4, Feli kommt schauen, wie's um Tino steht, Tino wirft sich in Pose, haut die Zähne in's Gitter, obwohl Feivel gerade ausspannt und im Sandbad buddelt.

Runde 5 geht los...diesmal scheint Mäusl die Schnauze voll zu haben, wartet ab, was die Jungs machen. Feivel setzt wieder zu seinem Kriegs-Geheul an, hackt auf's Gitter ein, Tino setzt zur Gegenwehr an, drückt ihm die Pfote auf die Nase. Feivel quietscht entsetzt los, bleibt aber hängen. Da setzt Mäusl zum Spung an, landet an Feivel, beide fallen runter. Feivel kassiert einen "Hinterzwicker" von Mäusl, rennt daraufhin sofort in seinen Käfig.
Tino beobachtet das, rennt zwei Stockwerke hoch, schnappt sich seine Feli und scheint seinen Sieg auf diese Weise zu genießen.

Mir stellen sich dabei zwei ernst gemeinte Fragen:
- Macht Chinchillas Sex Spaß bzw. sehen in diesem eine Art Belohnung oder war das ein "Ich bin der stärkere und vermehre mich"-Schauspiel?
- Wieso tun sich die Jungs überhaupt nichts, auch wenn man sie aneinander schnuppern lässt? Beide werfen sich in Pose, näseln aber freundlich aneinander rum.

Macht dir Sex kein Spaß?

Wenn Tieren Sex keinen Spaß machen würde, würden sie es doch wohl kaum tun, oder?

So ein Sieg erregt - auch beim Menschen übrigens - nur im Gegensatz zu Deutschen haben Chinchillas keine anerzogene Scham, diese Erregung auch auszuleben.

Ich bin doch kein kastriertes Chinchillaböckchen Feli schien ja nicht gerade erfreut über Tino's Anfall

Doch - sie würden es aus dem Fortpflanzungstrieb heraus tun, wenn sie keinen Spaß daran haben. Meiner Meinung nach jedenfalls. Es soll ja Tierarten geben (Schweine, Delphine.....), die einfach dann Sex haben, wenn sie Lust haben, nicht wenn sie "Fortpflanzungszeit" haben.

Wenn du einem Trieb gleich welcher Art folgst, ist das mit einem schönen Gefühl verbunden - es macht also Spaß, seinen Trieben zu folgen.
Auch uns Menschen macht Sex nur aufgrund des Sexualtriebes Spaß ... etwas, was uns nicht angeboren ist, wo kein Trieb angesprochen wird, macht uns genausowenig Spaß, wie anderen Tieren auch. Es gibt da definitiv keinen Unterschied.
Wäre da beim Menschen nicht der Sexualtrieb für verantwortlich, wären die vielen Fälle sexueller Entgleisungen gegenüber Abhängigen bei im aufgezwungenen Zölibat lebenden Priestern nicht erklärbar ... es ist offenbar recht schwer, gegen seine Triebe zu leben. Mit dem Vorsatz, zu Vergewaltigen, geht da bestimmt keiner daher ...

Gerade bei kastrierten männlichen Säugetieren von Tierarten, deren Sexualtrieb selbst mit der Kastra erlischt, kannst du bei vielen Tierarten sehen, daß es tatsächlich Spaß macht - denn sie erinnern sich noch an den Spaß, den es ihnen machte, als sie noch nicht kastriert waren und sie haben halt bis zum Tode noch Sex ... werden solche Tierarten vor der ersten sexuellen Erfahrung kastriert, auch als Alttier, kommen sie nicht mal mehr auf die Idee, daß es sowas wie Sex geben könnte und sie zeigen deshalb gar kein sexuelles Verhalten mehr.

VETO!

Ich kenne mehrere Tiere (2 Hunde, 1 Kater, 1 Chinchilla), die definitiv keinerlei sexuelle Erfahrungen VOR der Kastration hatten und danach trotzdem "Triebe" auslebten.

Genau deshalb schrieb ich das hier als Zusatz ... gerade bei Hunden und Katzen wird der Sexualtrieb zwar stark abgeschwächt, aber er bleibt denoch bestehen. Bei Hunden findet mit Ausreifung des Geschlechtsapparates auch eine "Umschaltung" im Hirn und gewisse Veränderungen im Stoffwechsel statt, die auch nach der Kastra erhalten bleiben und Verhaltens- und Geschlechtsbestimmend sind. Es werden also nur die einschlägigen Hormone nicht ausgeschüttet, der Trieb selbst, der für ein funktionierendes Rangsystem innerhalb der gleichgeschlechtlichen Hierarchie bei Hunden und Wölfen nötig ist, bleibt erhalten - und damit auch der Trieb zum Sex selbst. Unterdrückt werden kann der Sexualtrieb beim Hund nur durch soziale Komponenten, sprichweg Erziehung oder durch Anwesenheit von im Rang sehr viel höher stehenden Hunden gleichen Geschlechts. Wie stark sich das auswirkt, ist allerdings beim Hund rassebedingt, die meisten Terrier zeigen eher noch auch nach der Kastra Sex, beim Beagle verschwindet meist (nicht immer) jegliches sexuelle Verhalten, auch das Aufreiten als Dominanzgeste.

Bei der Katze wird einzig die Produktion von Feline vollständig gestoppt, ein geringer Anteil Sexualhormone dagegen wird nach wie vor saisonmäßig produziert - und damit auch immer wieder der Sexualtrieb angesprochen. Nur reicht das weder aus, um bei weiblichen Katzen, die nicht schwanger werden dürfen, die durch überschießenden Hormone verursachten Krankheiten, wie Scheinschwangerschaft, Gebärmutterentzündung, Gesäugetumoren und ähnliches auszulösen und beim Kater reichen die Hormone nicht aus, daß er spritzt und kilometerweit auf Brautschau geht.
Allerdings ist der Anteil bei kastrierten Katern ohne Vorerfahrung, die tatsächlich nie auf sexuelle Gedanken kommen, bei Katzen doch erstaunlich hoch ... bei Hunden braucht der kastrierte Rüde nur hoch genug im Rang zu steigen, und prompt zeigt er sexuelles Verhalten (vermutlich auch jeder Beagle). Bei der Katze scheint das vom Individuum abzuhängen.

Bei Kaninchen dagegen wird der Sexualtrieb mit der Kastra vollständig ausgeschaltet, ebenso bei frühkastrierten Meerschweinchenböcken. Gerade Kaninchenrammler kommen, wenn sie vor der Kastra keine sexuellen Erfahrungen hatten, nicht mal auf die Idee, zu rammeln - ein echtes Problem für nicht kastrierte Häsinnen, die sogar richtiggehend aggressiv gegenüber ihren Partnern werden, weil diese einfach nicht mal den Versuch starten, zu rammeln!
Sobald einschlägige Erfahrung vorliegt, verhalten sich Kaninchenrammler auch nach der Kastra genau wie ihre nicht kastrierten Kollegen - nur die gleichgeschlechtliche Aggression fällt bei sexuell erfahrenen kastrierten Rammlern vollständig flach.

Bei den frühkastrierten Meerschweinchenböcken liegen eh nie sexuelle Erfahrungen vor, dazu kommt, daß das gesamte System noch nicht voll ausgereift ist und somit überhaupt nicht funktioniert. Die sind dadurch weder sie noch er noch richtig Kind ... kastriert man Meerschweinchenböcke mit vollausgereiftem Geschlechtsapparat, bleiben dagegen auch die Veränderungen im Hirn und die Möglichkeit der Hormonproduktion, die mit der Ausreifung der Böcke zusammenhängt, erhalten. Am Verhalten kann man kastrierte Meerschweinchenböcke deshalb nicht von unkastrierten unterscheiden, egal wieviel Erfahrung vorliegt.

Wie kommt's dann, dass mein Kaninchen, welches ein Jahr alleine gehalten wurde, mit 3 Monaten (müsste nachschauen, bin nicht ganz sicher) bereits kastriert wurde, nun - seit er sein Mädel hat - ganz genau weiß, was er tun muss?

wow - wie hat sie ihm das beigebracht?


Langsam glaub ich dir, daß Haase doch ein Phänomeen ist ...

Keine Ahnung - aber er kann! Selbst nach den ersten zehn Minuten zeigte er Ansätze (Antje ist mein Zeuge ) und inzwischen kann er das richtig und Koko hält auch ruhig...was wohl leider dazu führt, dass ich sie früher oder später auch kastrieren lassen muss, denn ein Nest hat sie schon gebaut (Loch in die Couch, Bettdecke zerfetzt...hübsches Nest)....

Der geht aber zur Sache ...

Manch ein Kaninchenhalter mit Kastraten und Weibsstück wär froh um solch einen ganzen Kerl!
Ob er wohl nur auf sie gewartet hat?

Solange sie nicht gerade alle zwei Monate Nester baut, gehts doch noch
Hast halt ab und an viel Streß (und Haase vermutlich auch ... )

Noch ist sie friedlich

Keine Ahnung - ich bin ja bekannt dafür, nicht normale Tiere zu haben

Ja ... das kann man wohl so sagen ...