Brombeer-, Stachelbeer-, Himbeer- und Hagebuttenäste stellen für Kaninchen und Meerschweinchen keine Gefahr dar, wenn man ein paar Kleinigkeiten beachtet:
1. An Dorngestrüpp nicht gewöhnte Widderkaninchen niemals auf Weiden halten, wo Brombeeren gute Verstecke darstellen - sie müssen erst lernen, wie sie ihre Ohren halten müssen, um nicht im Gestrüpp hängenzubleiben. Sobald sie Dorngestrüpp und dessen Gefahren kennen, ist es auch kein Problem mehr, Widderkaninchen in Brombeerhecken zu halten.
2. Dorngestrüpp gerade in der Anfangszeit aufhängen, damit das Dornzeugs nicht im Weg liegt. Ansonsten sind Verletzungen an den Hoden speziell der männlichen, unkastrierten Belegschaft fast vorprogrammiert. Aber auch die Pfoten sind gefährdet, da die Tiere ja noch gar nicht lernen konnten, ab wann sie vorsichtig auftreten müssen. Sobald die Tiere an das Dorngestrüpp gewöhnt sind, ist es kein Problem mehr, Dorngestrüpp in einer Ecke auf dem Boden anzubieten.
3. Dicke Stacheln und Dornen stellen eine weitaus geringere Gefahr da, wie dünne, lange und leicht abbrechende Stacheln und Dornen. Man sollte also mit Brombeer-, Hagebutte- und Himbeerdorngestrüpp anfangen und nicht unbedingt mit der Edeldistel.
4. Speziell Kaninchen fressen Dorngestrüpp durchaus und probieren auch wirklich heftige Disteln. Speziell bei Jungkaninchen sind bei mir unter Weidebedingungen Verletzungen im Maulbereich durch solche Disteln vorgekommen. Gut - sie verletzen sich nur einmal in ihrem Leben, danach werden die heftigen Disteln gemieden ... TA-Kosten kommen trotzdem auf einen zu, solche Verletzungen müssen behandelt werden, das schaffen die Tiere aus eigener Kraft nicht.
Chinchilla, Degu und Meerschweinchen kommen nach entsprechender Gewöhnung sehr viel besser damit klar ... bei mir hatten unter gleichen Bedingungen wie bei den Kaninchen nicht ein einziges Meerschweinchen irgendwelche Verletzungen durch Stacheln oder Dornen, trotzdem die Weiberschar in einem Gebiet mit besonders vielen Wegdisteln frei rumliefen.
Bei den Kaninchen führe ich die Verletzungen darauf zurück, daß sie in einem bestimmten Altersbereich so ziemlich jede Pflanze mal naschen - und wenn sie zuerst ausgerechnet ne Wegdistel probieren, bevor sie es mit anderen, harmloseren Disteln versucht haben, ist die Wahrscheinlichkeit einfach recht hoch, daß sie sich da nen Stachel in den Gaumen rammen. Ich vermute, daß Kaninchen, die sich genau wie Meerschweinchen erst ganz vorsichtig an son Stachelzeugs herantasten, dieses Problem schlichtweg nicht haben.
Man kann also auch hier wieder grob eine Reihe zum Anfüttern erstellen, um sicherzustellen, daß die Verletzungsgefahr sehr gering bleibt (ein gewisses Restrisiko gibt es immer, in Gießen in der Tierklinik standen vor Jahren die TÄ wohl kopfschüttelnd über einem Meerschweinchen, welchem ein Löwenzahnblatt sich in der Speiseröhre verhakt hatte - das Meerschweinchen mußte operiert werden! Nur sind solche Fälle extrem selten und wenn wir DAS berücksichtigen wollte, so müßten wir unsere Tiere mit Magensonde und Brei ernähren):
- Kratzdisteln und Gänsedisteln - die Gefahr, zu spüren, daß es Pflanzen gibt, die auch piecken können, ist gegeben, die Gefahr sich zu verletzen ist nicht vorhanden.
- Hagebutten, Brombeeren, stachlige Himbeeren, Karden - es besteht eine geringe Gefahr zur Verletzung an Pfoten, langen Hängeohren und Hoden, wobei die Tiere erstaunlich schnell lernen, solche Verletzungen zuverlässig zu vermeiden. Es reichen beim Anfüttern solche Vorsichtsmaßnahmen, wie Aufhängen von Dorngestrüpp, absolut aus, um den Tieren ohne sich zu Verletzen die Chance zum Lernen zu geben.
- Stachelbeeren - hier handelt es sich um gräßlich viele Stacheln, die oft sehr eng sitzen und zudem auch noch leicht abbrechen. Sie sind jedoch zu kurz, um durch das Fell und Haut zu kommen, einzig die Schleimhäute sind leicht gefährdet. Wer Rosenstacheln und Brombeerstacheln kennt, wird sich von Brombeerstacheln nicht beeindrucken lassen, da wird halt vorsichtiger gefressen, das ist alles.
- Eselsdisteln, Mariendisteln - einige Arten haben recht weiche Stacheln, die zudem auch noch fest am Blatt und Stengel sitzen. Auch bei den heftigeren Arten brechen die Stacheln nicht so schnell ab, wie bei vielen Ringdisteln. Die Verletzungsgefahr bei untrainierten Tieren ist zwar hier recht hoch, ist ein Tier allerdings an Stacheln und Dornen gewöhnt, passiert da nix mehr. Bevor überhaupt so ein Stachel sich in die Schleimhaut bohrt, öffnen erfahrene Tiere ihr Maul und entgehen so Verletzungen.
Speziell meine Meerschweinchen, aber auch Ziegen, zeigen ein besonderes Verhalten beim Fressen dieser Dornen, sie kauen anders wie normal. Dieses Verhalten ist angeboren, ich vermute deshalb, daß Wildmeerschweinchen durchaus Stachelzeugs fressen und sich das einfach über die Haustierwerdung erhalten hat.
Zu erwarten ist ein solches Verhalten auch bei Degu und Chinchilla. Kaninchen zeigen eine solches Stachelkauen nicht.
- einige Ringdisteln und Färberdisteln - die Stacheln sind lang, hart und brechen sehr schnell ab. Die Verletzungsgefahr ist also enorm, weil die Tiere gar keine Chance haben, sollte sich irgendein Stachel in ihr Zahnfleisch oder Gaumen bohren, den Stachel wieder loszuwerden, indem sie das Maul öffnen. Nur sehr geschickte Tiere oder daran angepaßte Tierarten werden mit diesen Disteln zurechtkommen. Ich kann mir gut vorstellen, daß Degu und Chinchilla dazugehören, Ziegen gehören auf alle Fälle zu den angepaßten Arten.
Unproblematisch sind im Hinblick der Stachelproblematik die Wurzeln aller Disteln. Die Körbchen, also Samenstände und Blütenstände der Disteln, sind ungefährlich und verletzen nicht, trotzdem sie pieckelig sind.
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zum Thema Chinforen: Da muasch drieberschdeiga end derfsch di ned drum bucka
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