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Hypericum-Arten enthalten als Hauptwirkstoffe Hyperforin, Hypericin, Quercetin und verschiedene andere, aber harmlose, Wirkstoffe der Stoffgruppen Flavonoide, Gerbstoffe, Phenolcarbonsäuren und Xanthone. Wirklich wichtig ist zur Abschätzung der Giftigkeit jedoch nur Hyperforin, Hypericin und Quercetin.
Hyperforin wirkt stark antibakteriell - ist also vermutlich kein Fraßschutzstoff, sondern tatsächlich ein Stoff gegen Pflanzenkrankheiten. Vom Menschen werden von jeher hyperforinhaltige Pflanzen zur Wundheilung eingesetzt, da diese Pflanzen die Durchblutung anregen und zusätzlich Wundbrand und ähnliche Komplikationen während der Wundheilung verhindern. Hyperforin sollte sich theoretisch bei Stopfdarmtieren als sehr förderlich erweisen, daß es eventuell vorhandene Bakterien im Dünndarm abtötet. Bis zum Blinddarm gelangt es nicht, da es bis dahin fast vollständig von den körpereigenen Verdauungsenzymen zerlegt wird.
Hypericin ist ein Fraßschutzstoff - schmeckt widerlich, riecht widerlich, wirkt aufs Nervensystem und hat auch noch die Eigenschaft, die Haut zu sensibilisieren, so daß bei Belichtung böse Ekzeme entstehen können ... zumindest bei entsprechender Konzentration. Insbesondere Insekten reagieren hier sehr empfindlich drauf, ihr Nervensystem wird bei Belichtung derartig in Mitleidenschaft gezogen, daß sie dran sterben. Bei Säugetieren sind besonders Weidetiere mit heller Haut gefährdet, die tagaktiv sind.
Chinchillas sind, bis auf an den Ohren, Nase-Maulbereich und Augenlidern, stark behaart und sie sind nachtaktiv ... sie sollten also wenig von betroffen sein.
Die Wirkung auf das Nervensystem ist auch bei Chinchillas zu beobachten - in geringen Konzentrationen wirkt Hypericin antidepressiv, beruhigend und angstlösend. In sehr hohen Konzentrationen dagegen macht Hypericin nervös, was allerdings eher mit den entzündlichen Prozessen auf der Haut im Zusammenhang stehen dürfte. Auch das deutliche Ansteigen der Körpertemperatur dürfte eher eine Wirkung der Ekzembildung auf der belichteten Haut zurückzuführen sein, alswie auf die Wirkung auf das Nervensystems.
Jegliche denkbar mögliche Schädigung durch Hypericin ist, soweit bekannt, reversibel.
Quercetin ist in Verruf gekommen, da im Ames-Test Quercetin eine eindeutig krebserregende Wirkung hat ... nun ja - Beta-Carotin hat im Ames-Test auch eine eindeutig krebserrende Wirkung. Also am Besten keine Pflanzen mehr essen, die sind alle krebserregend ... *räusper*
Ansonsten hat Quercetin ähnliche Eigenschaften wie alle Gerbstoffe, wirkt zusammenziehend, antibakteriell und antiviral. Ist also gut bei sämtlichen Erkältungskrankheiten
Mannstreu gilt als hypericinfrei - nunja, gilt nur für die reifen Früchte, in den übrigen Teilen der Pflanze ist genau wie bei anderen
Hypericum-Arten auch, durchaus Hypericin enthalten. Es dürfte trotzdem ähnliche Wirkungen wie echtes Johanniskraut haben.
Echtes Johanniskraut
Hypericum perforatum hab ich nun endlich an meinen Tieren vorsichtig angetestet und bin letztendlich begeistert über die Wirkung - irgendwelche Ekzeme, Pusteln, Hautrötungen oder was auch immer traten bei keinem Kaninchen, Meerschweinchen, Ratte oder Chinchilla auf, selbst nicht bei Tieren, die sich mehrere Stunden nach Genuß die Sonne haben auf den Pelz brennen lassen. Da ich auch hellhäutige Meerschweinchen bei hab, kann ich zumindest bei den geringen Mengen, die meine Tiere fraßen, sicher sagen, daß auch bei hellhäutigen Meerschweinchen nix passiert.
Dafür reagieren sie tatsächlich allesamt robuster mit Johanneskraut vom Verdauungstrakt her wie ohne, was für die wohltuende Wirkung des Hyperforins sprechen würde. Ich hatte dies Jahr ein paar Jungkaninchen bei, die einen sehr instabilen Darm hatten - auch hier wirkte Johanneskraut wahre Wunder. Ich hätte mich nur früher trauen sollen, auch Johanneskraut ad lib zu füttern ... gut, man lernt nie aus und Weidetiervergiftungen insbesondere bei Pferden, aber auch bei schwarzköpfigen Fleischschafen und weißen Saanenziegen sind ja nunmal dokumentiert.
Medo und Lino fressen nur wenig Johanneskraut ... und auch bei ihnen konnte ich bisher noch nix negatives feststellen. Medo erscheint mir insgesamt weniger schreckhaft, und bei der letzten Panikattacke hatte Johanneskraut gute Dienste geleistet und meiner Meinung nach mitgeholfen, daß sich Medo so schnell wieder erholte.