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 Betreff des Beitrags: Erste Futterwahlversuche
BeitragVerfasst: 30.11.2007, 23:36 
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Pyramidenspitze
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Da Medo und Lino offenbar schon wunderbar alleine ihr Futter einteilen können, hab ich mit den ersten Wahlversuchen angefangen ... und weiß nicht, ob ich besorgt sein soll, oder ob Chinchillas wirklich ein anderes Futterspektrum haben wie andere Nager.

Die Verteilung der Großgruppen Frucht - Kräuter - Gras - Blätter - Knollen - Wurzel - Mehlsaaten - Ölsaaten - Insekten - Rinde stimmen in etwa mit einem vielseitigen Sämereien-Kräuterfresser aus Trockengegenden überein. Da ich vor kurzem eine nicht von mir initiierte Futterumstellung auf Trockenfutter hatte, läßt es auf die bei südamerikanischen Nagern wahrscheinlich üblichen Wechsel zwischen Frischfutterzeiten und Trockenfutterzeiten schließen. Ich hab hier etwa folgende Verteilung (ermittelt über Volumenabschätzung, nicht über Gewicht, der erste Wert ist der Wert, den ich schätzungsweise wenige Tage nach Aufnahme der Beiden hatte, der zweite Wert gibt die momentane Futterpräferenz wieder):
05% Früchte - so gut wie keine Früchte
50% Kräuter/Blattgemüse - 30% hauptsächlich getrocknete Kräuter/Blattgemüse
08% Gras/Heu - 15% Heu
05% ausschließlich frische Blätter/05% ausschließlich getrocknete Blätter
05% Knollen - 00% Knollen
00% Wurzeln - 00% Wurzeln
25% Mehlsaaten - 40% Mehlsaaten
05% Ölsaaten - 05% Ölsaaten
02% Insekten - 02% Insekten
00% Rinde - 03% Rinde

Insekten frißt nur Lino, ich konnte jedoch nicht ermitteln, was er dafür wegläßt. Als die Beiden zu mir kamen, hab ich Medo sehr viel Malvensamen (Stockmalve und Strauchmalve) fressen sehen, Linos dagegen nie. Es ist möglich, daß sich Medo selbst medikamentiert hat.
Aufgrund dieser Beobachtungen lassen sich die Verteilung der Ölsaaten und der Insekten nicht verallgemeinern, sie stimmen vermutlich nicht mit anderen Chinchillas überein. Die anderen Ergebnisse sind reine Abschätzungen und damit sehr ungenau.

Es gibt einige Besonderheiten, die ich so bei anderen Nagern nicht beobachten konnte:
- Beide lieben Trockenfrüchte, trotzdem für sie das Durchqueren des Wohnzimmers durch hohe Beutegreiferdichte (lauernder Kater und wir :shock: ) lebensgefährlich ist, wird trotzdem immer wieder versucht, in das benachbarte Zimmer zu kommen, um sich Trockenfrüchte zu ergattern. Werden Trockenfrüchte gefunden, wird bis zu einer halben Handvoll Sultaninen, eine Feige und eine halbe Dattel täglich gefressen. Es werden nur noch Sämereien und Kräuter gefressen, alles andere weggelassen.
Auch, wenn ich weiß, daß es eigentlich ungesund ist, hab ich nach ihrer eigenen Futterumstellung geschaut, ob es immer noch so ist - das Nachbarzimmer war gerade mal eine halbe Stunde offen, schon saßen Beide bei den Sultaninen und Feigen und haben sich wieder den Bauch vollgeschlagen. Selbst der Kater war nicht mehr abschreckend genug, sie in ihr Zimmer zu verjagen ... als ich eingriff, hatten sie offenbar schon mehrere Sultaninen verschnabuliert (ich hab sie nicht abgezählt) und eine Feige angeknabbert. Vermutlich hätten sie die gleiche Menge verschnabuliert, wie in den Tagen, wo sie unbeobachtet in dieses Zimmer kamen. Ausprobiert habe ich das allerdings nicht, da ein derartig hoher Konsum an getrockneten Früchten bei vielen Nagern zu Darmproblemen führt.
- Beide bevorzugen ähnlich wie Farb- und Hausmäuse große Sämereien, beide fressen gerne Weizen. Die Präferenz bei Mehlsaaten (einschließlich Buchweizen) sieht etwa wie folgt aus: Dinkel - Weizen - Emmer - Einkorn - Kamut - Buchweizen - Gerste - Nackthafer.
Roggen, ungeschälter Hafer, Reis und Wildreis wurde gar nicht angerührt - Wildreis wurde zumindest kurz probiert, aber für ungenießbar befunden.
Normalerweise wird Weizen von Nagern bei ad libitum und genügender Körnerauswahl genauso verschmäht wie Roggen. Es werden außer von Vielzitzern und Hausmäusen normalerweise Kleinsämereien bevorzugt. Wildreis und Reis wird allerdings von den meisten Nagerarten abgelehnt, Wildreis scheint sogar problematisch bis leicht giftig auf viele Nager zu wirken. Farbmäuse und Hausmäuse präferieren zwar große Sämereien, fressen jedoch sehr gemischt, wenn die Körner gleiche Größe haben. Weizen wird also nicht bevorzugt, da er genauso groß ist wie Roggen. Roggen wird nicht abgelehnt.
- Wird Apfel frisch oder getrocknet gereicht, wird der Apfel bevorzugt und nimmt 80 geschätzte Volumenprozent vom Futter ein. Birne dagegen wird genauso gern oder ungern wie andere Früchte genommen. Wenn Apfel gefressen wird, werden nur Sämereien und Kräuter aufgenommen. Dieser Effekt ist geblieben, sie fressen immerhin bei ad libitum-Frischapfelangebot ca. ein Viertel Apfel täglich über mehrere Tage! Mir ist das unheimlich, Apfel ist inzwischen rationiert, da dieser Effekt sich bei KEINER von mir ausprobierten Frucht wiederholen ließ. Kaktusfrüchte wie Pitaya und Feigenkaktus wurden zwar probiert, aber kaum beachtet. Süße Äpfel werden eindeutig bevorzugt.
- Wenn frischer Basilikum bereitsteht, wird dieser als einzigstes frisches Kraut gefressen, alle anderen Kräuter bleiben unbehelligt. Getrocknet wird Basilikum nicht angerührt - ich habe getrockneten Basilikum aus mehreren Quellen ausprobiert.

Ich vermute, daß es sich hier um eine Eßstörung handelt ... Trockenfrüchte gibt es deshalb versuchsweise bis zum Frühjahr gar nicht mehr (nicht mal mehr die berühmte Rosine zu Weihnachten), Getreide werden limitiert, Apfel ist schon limitiert. Weizen wird erstmal weggelassen. Sollte nach einem halben Jahr das Gleiche Eßverhalten sich einstellen, bin ich mit meinem Latein am Ende ... das würde nämlich heißen, daß die Trockenfrüchte, Apfel und Weizen/große Mehlsaaten ein Ersatz für irgendwas darstellen, was ihnen angeboren ist. Ich wüßte nicht, was das sein sollte. Gemeinsam sind diesen Futtermitteln eigentlich nur der hohe, leicht verfügbare Zuckergehalt und der hohe, leicht verfügbarer Stärkegehalt. Insbesondere der Eiweißgehalt von Weizen ist zudem durch den hohen Glutaminsäuregehalt im Gluten sehr unausgewogen (Merkmal des Weizenglutens, welches in jeder Weizensorte, also Hartweizen, Weichweizen, Dinkel, Emmer, Kamut und Einkorn drinsteckt).

Glutaminsäure und hoher Zucker-Stärke-Konsum sind bei Menschen mit Eßstörungen oft typisch. Beides greift in den Melatoninhaushalt ein.


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 Betreff des Beitrags: Re: Erste Futterwahlversuche
BeitragVerfasst: 01.12.2007, 12:40 
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- Chins medikamentieren sich tatsächlich selbst. So war bei Jerrys Fußverletzung der Ringelblüten-Verbrauch enorm. Auch, als seine Herzgeschichte akut wurde, war er der einzige, der gerne und viel Paddyreis gefuttert hat (> Entwässerung).

- Bei Apfel ist irgendwo zwischen 1/2 und 1/4 Apfel pro Zweiergruppe die Grenze. Neben Basilikum ist hier ein Salbeistöckchen sehr beliebt, außerdem haben sie Spaß daran, Golliwoog zu ermorden. Möhrenkraut geht auch. Die Möhre selber bleibt allerdings liegen (getrocknete Möhrenscheibchen sind wiederum lecker %) ). Frischer Löwenzahn ist mittlerweile sehr beliebt, Thymian ab und zu, aber nur sehr wenig. Fast alle anderen Küchenkräuter werden nicht beachtet. Erdbeerblätter sind auch sehr beliebt *grummel*
Halbierte Kaktusfrucht (frisch vom Kaktus, wesentlich aromatischer als gekaufte) wurde interessiert berochen und herumgerollt, aber nur an der Schnittfläche beleckt. Auch hier ist Apfel der Renner, im Hochsommer wird schonmal Wassermelone genommen, obwohl es im Zimmer nur knapp über 20° ist. Andere Früchte sind prinzipiell uninteressant.

- Rosinen etc. - hatte da im CI nicht mal einen Versuch gemacht, und die Dinger blieben auch irgendwann liegen? Möglicherweise sind sie interessant, WEIL es so schwierig ist, dranzukommen?

_________________
Liebe Grüße, Angelika

*allesinddoof*


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 01.12.2007, 16:11 
Zitat:
Es ist möglich, daß sich Medo selbst medikamentiert hat


Wovon?


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 Betreff des Beitrags: Re: Erste Futterwahlversuche
BeitragVerfasst: 01.12.2007, 16:44 
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Pyramidenspitze
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Malvensamen sind typisch bei sämtlichen Verdauungsbeschwerden, bakteriellen Infekten und Atemwegsgeschichten, es bleiben also jede Menge Möglichkeiten offen:

- Infekt auf dem Weg zu uns - der Transit mag für uns sehr praktisch sein, ist aber wirklich alles andere wie eine gute Möglichkeit Tiere zu transportieren. Er ist zu laut, zu zugig und zu kalt, selbst in der Fahrkanzel muß man schon ziemlich drauf achten, die Transportbox so festzuschnallen, daß die Tiere eben keinem Zug ausgesetzt sind. Durch den Streß könnte Medo sich was eingefangen haben. Noch bevor überhaupt irgendein Symptom nach außen sichtbar wird, merkt es das Tier, wenn also die entsprechenden Kräuter und Sämereien zur Verfügung stehen, wird vom Tier hier schon angefangen zu futtern.
- Du sagtest selbst, Medo hat zu kleine Organe, es spricht viel dafür, daß sie entweder durch ihre Unterernährung, bevor sie zu dir kam, oder genetisch bedingt ein Murkel ist. Auch das Fell zeigt das an. Vielleicht hat sie mit den Malvensamen probiert, das in Ordnung zu bringen. Zumindest hab ich sowas des häufigeren bei Kaninchen erlebt, die Murkel futtern vermehrt Malven und deren Samen. Tatsache ist, das Fell sieht merklich besser aus, ob es jetzt an den Malvensamen liegt, oder an der Leinsaat, oder einfach nur Zufall ist, weil sie nicht mehr haart, kann ich nicht sagen.
- Mit dem Einsetzen in das Zimmer ist nicht glatt gelaufen, im Vergleich zur trocken-warmen Zentralheizungsluft mußten beide den Wechsel auf ein feuchtkühles Zimmer managen. Dazu kommt der Streß von Transport und der fremde Raum, erschreckende Gerüche etc. Auch hier kann sich durchaus ein Infekt unbemerkt angebahnt haben.
- Es ist sogar möglich, daß Medo den Wechsel von deinem Futter auf mein Futter eben doch nicht so gut weggesteckt hat und deshalb was zur "Magenberuhigung" gefuttert hatte.
- Es ist jedoch auch möglich, daß ihr einfach die Malvensamen schmeckten und sie sich nun daran überfressen hat und deshalb nun kaum mehr anrührt.

Kurzum, ich kann nur vermuten, jede Idee ist gleich weit hergeholt, wenn du verstehst, was ich meine.

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 Betreff des Beitrags: Re: Erste Futterwahlversuche
BeitragVerfasst: 01.12.2007, 18:55 
Jetzt hab auch ich das kapiert, ja ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: Erste Futterwahlversuche
BeitragVerfasst: 05.12.2007, 10:16 
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Pyramidenspitze
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So, weitere Versuche:
Das Getreide gabs nur noch in einem Extranapf, den hatte ich mir ans Kopfkissen gestellt, ich wollte sehen, wer von den Beiden wieviel wirklich frißt.
Medo, die von Bianca ja richtig umgestellt wurde, tauchte zweimal am Napf auf und hatte sich vier oder fünf Körner rausgesucht und gefressen, welche kann ich nicht sagen. Lino, der ja noch wenige Tage, bevor er zu mir kam, offenbar nur Pellets kannte, saß fast eine Stunde lang am Napf und hat gefressen ... das, wo ich vorher dachte, daß Beide fressen, hatte er also jede Nacht alleine verschnabuliert (immerhin ein Viertel kleiner Napf voll)!

Nächste Nacht, ich wollte es nun wissen! Ich hab den Getreidenapf mit Weizen gefüllt:
Medo kam an, wühlte wie blöd im Napf rum und dampfte dann meckernd ab, Lino kam, sah und fraß ... mit wachsender Begeisterung!
Irgendwann zwischen Dösen und Träumen hat mich Medo wieder geweckt, weil sie den Weizen aus dem Napf rausgeschmissen hatte - ob sie auch was von gefressen hatte, weiß ich nicht, bin eingeschlafen. Ich vermute jedoch nicht, sie schien nach einem anderen Korn gesucht zu haben.

Diese Nacht war der Getreidenapf nur noch mit Buchweizen gefüllt, Medo war begeistert, knabberte fünf, sechs Körner und dampfte dann ab zum Napf mit den Kleinsaaten. Lino kam, sah - und war entsetzt! Es war kein typisches Korngeknuschper zu hören, dafür tauchte Lino wirklich alle naselang nun am Getreidenapf auf und ließ ab und an so ein merkwürdiges, tiefes Grunzen hören, hörte sich fast wie Kaninchengrunzen an ...
Weiteres hat sich das Freßverhalten extrem geändert - die Beiden haben in dieser Nacht gut 80% abgeschätzte Volumenprozent an Kräutern und Blättern (frisch und getrocknet) gefressen! Es wurden viele Kräuter probiert oder gefressen, die bisher unbeachtet blieben. Fruchtgemüse und Wurzelgemüse blieben nun absolut unangetastet, vorher wurden immerhin eine Coctailtomate, ein wenig Paprika und ab und an ein wenig Pastinake angerührt (getrocknetes Wurzelgemüse gibts bei mir fast gar nicht, bin nicht drauf eingerichtet, da es für meine anderen Tiere eher ungesund ist). Es fehlte genau die doppelte Menge am frischen Chicoree, wie sonst.
Während sie mit dem Getreide immerhin nur zwei Stunden auf Nahrungssuche waren, war Lino diese Nacht von ca 1:00 bis 7:30 unterwegs und hat gefressen. Medo saß nachher auf der Fensterbank - ich weiß nicht, in der Dämmerung sieht man ja nur ein Schattenriß eines Chinchillas, aber irgendwie sah sie für mich trotzdem ziemlich genervt aus ...
Noch eine krasse Veränderung hat eingesetzt - der gestern reingestellte frische Basilikum lebte heute morgen immer noch fast vollständig! Dafür fehlt erstmalig ein wenig getrockneter Basilikum. Ich kann allerdings nicht sagen, ob der nur im Eifer des Gefechtes runtergeschmissen und im Badesand verbuddelt wurde, oder ob er tatsächlich gefuttert wurde. Es sieht jetzt einfach nur wüst aus in dem Zimmer!
Jetzt gerade eben sind beide zum Baden rausgekommen - Lino hat es immerhin bis zum groben Sand zum pullern gebracht, verschwand allerdings ohne zu baden sofort wieder im Kistenstapel, Medo badete ausgiebig, pinkelte gleich in den feinen Sand, was sie sonst gar nicht mehr gemacht hatte und verschwand ihrerseits wieder im Kistenstapel ... sonst waren die Beiden um diese Zeit noch ne Stunde aktiv, hatten noch was gefuttert und geschaut, ob sie ins Trockenfrüchteparadies kommen. Irgendwie ist es unheimlich still hier ...

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