herzlich willkommen hier im Forum. Das mit dem Thema Ernährungsumstellung ist so eine Sache. Vor Jahren war es tatsächlich noch so, wie du schriebst, da schien eine Umstellung schwierig zu sein und man las das auch überall so. Ich muss hier allerdings jetzt ein bisschen ausholen, um die Sache verständlicher zu machen. Unser Forum gibt es in dieser Form schon seit 2007 und mindestens so lange füttern eine Reihe von unseren Chinhaltern pelletfrei und basierend auf Kräuter und frischem Grünzeug und ja, es gab viele Unkenrufe, gerade in den Anfangszeiten, doch sie waren unbegründet. Das heisst nicht, dass es keine Probleme gab, die hatten wir sehr wohl. Sie kamen aber eher von einer unerwarteten Seite: eines der häufigsten Probleme waren seit da die Mehlsaaten, vor allem Hafer, welche zu Hyperaktivität, schuppige Haut und andere Symptome führten. Das bedeutet, dass man diese Probleme mit Pellets eigentlich auch haben sollte, zumal sie ja auch Mehlsaaten enthalten. Jedenfalls ist es aber ein Problem, das man gut in den Griff bekommt, indem man versucht die Probleme verursachenden Sämereien herauszufinden durch gezieltes Weglassen einzelner Sorten und dann die Problemsaat einfach in Zukunft weglässt, so wie man das üblicherweise bei Allergien und Unverträglichkeiten macht.
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Mir ist allerdings aufgefallen, dass kaum Erfahrungsberichte über diese gefährlichen Folgen von vielseitigem Futter zu finden sind, dafür umso mehr Warnungen. Sind das alles nur Unkenrufe? Oder kann ein Futterwechsel unter Umständen doch gefählich bis tödlich verlaufen?
Man kann schon Probleme verursachen, wenn man sich ungeschickt anstellt, zu schnell umstellen will und das neue Futter einseitig ist oder verdorbenes Futter dabei ist usw. Chinchillas sind schliesslich keine Müllschlucker. Allerdings mit etwas gesundem Menschenverstand und sorgfältiger Vorbereitung und Informierung gibt es erfahrungsgemäss kaum Probleme. Insofern wären hier die Gegner in der Pflicht, dass sie ihre Befürchtungen mit konkreten Fällen untermauern und konkret auch ausführen, wieso die Probleme gerade durch eine naturnahe Ernährung ausgelöst sind und nicht durch eigene Fehler egal welcher Art. In der Vergangenheit scheiterte es eher an letzterem Punkt und viele gaben auch viel zu schnell auf: sie waren zwar schnell Feuer und Flamme für "naturnah", probierten dann was unausgegorenes aus, was logischerweise so nicht funktionieren konnte, doch statt zu schauen, was schief gelaufen ist und dort mit Verbesserungen ansetzen, wurde frustriert die Schuld von sich geschoben und man sah sich bestätigt, dass Pellets doch das Beste wären. Auch Leute, die 20 Jahre oder länger Pellets füttern, haben jetzt verständlicherweise Mühe mit der Entwicklung in den letzten Jahren. Wenn man sich aber etwas umsieht in verschiedenen Foren, dann ist eine vielseitigere Fütterung heute schon längst in vielen Kreisen Realität, selbst die IGC erwähnt sie auf ihren Infoseiten ausführlicher. Mit vielseitiger Fütterung meine ich sowohl naturnah und pelletfrei als auch Diäten, die aus Pellets und diversen Kräutern, Blüten usw. bestehen. Es gibt immer noch viele Leute, die konnten sich bisher noch nicht von den Pellets lösen, obwohl diese heutzutage auf dem Speiseplan vieler Chins längst nicht mehr so sehr dominieren wie auch schon.
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Mich wundert sehr, dass hier im Forum eine vielseitige Ernährung als so gut verträglich beschrieben wird, während es sonst überall heißt, dass man extrem vorsichtig sein müsse, und selbst getrocknete Kräuter etc. nur häppchenweise geben dürfe, um keine lebensgefährlichen Verdauungsstörungen zu riskieren.
Das Problem ist, dass viele nicht aufgrund eigener Erfahrungen oder auf konkreten Erfahrungen anderer Halter (die sie als einzelne Fälle mit Halter und Chins aufzählen können und nicht sowas wie "ich habe über sieben Ecken gehört dass ein Halter ein Chin hatte, das...") argumentieren.
Was die lebensgefährlichen Verdauungsstörungen angeht, so scheint es in den letzten Jahren eher so zu sein, dass man diese mit den gängigen Pelletmarken wie Berkel oder Ovator (die gibt es allerdings nicht mehr, seit die Muskatorwerke insolvent sind) von Zeit zu Zeit einfängt, z.B. weil wieder mal die Rezeptur geändert wurde oder weil eine Charge kontaminiert war.
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Kann man eigentlich ohne weiteres von einer Pelletsorte auf eine andere umstellen? Ich habe heute schon eine Packung der gewohnten Pellets gekauft, würde sie aber gerne umtauschen, und den Chins eine bessere Sorte geben.
Da hört man unterschiedliche Meinungen.
Gesunder Menschenverstand: gibts neben Pellets und Heu auch regelmässig noch vernünftige Zusätze wie etwas Kräuter, ein bisschen Löwenzahn, Apfel usw., so wie die erfolgreichen Chinchillazüchter es einst handhabten, dann sehe ich wenig Probleme, denn der Verdauungstrakt ist sich gewisse Abwechslungen und Änderungen gewohnt. Der Verdauungstrakt der Chinchillas ist nämlich eigentlich recht robust. Allerdings wenn stets nur die selben Pellets und nur Heu als Zusatz gefüttert wird, da soll es auch schon zu Problemen gekommen sein. Ich kann ehrlich gesagt nicht einschätzen, wie real dieses Problem ist und wie ernsthaft die Auswirkungen sein dürften, bzw. in welchem Ausmass man mit Auswirkungen rechnen muss, jedenfalls Hardcore-Verfechter von Pellet-Heu-Wasser raten zum sorgfältigen Umstellen der Pellets mit langwieriger Aussschleichprozedur der alten Pellets, währenddessen die neuen ebenso vorsichtig eingeführt werden und die alten langsam ersetzen. Sowas ist im Normalfall stumpfsinnig, da der Verdauungstrakt bei entsprechender Gewöhnung sehr schnell reagieren kann und man eigentlich nur bei problematischeren Änderungen oder grösseren Umstellungen ebenfalls mit einer vorsichtigen Angewöhnung der neuen Ernährung in kleinen Mengen anfängt. Ansonsten ist das eigentlich im besten Falle Zeitverschwendung. Aber eben, um zu den Pellets zurückzukommen, da ist wieder alles anders, sobald sie wirklich stark auf eine bestimmte Rezeptur gewöhnt und "geprägt" sind, sprich die Darmflora ist es und es gibt auch noch Vermutungen (die aber nicht konkret nachgewiesen sind), dass solche Pellets die Darmwand schädigen könnten und dadurch solche Futterempfindlichkeiten entstehen könnten, denn ein geschädigter Darm reagiert grundsätzlich empfindlicher, gerade auch wenn es zu plötzlichen Änderungen bei der Ernährung kommt.Statistik: Verfasst von davX — 11.09.2013, 23:09
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