das Thema ist schon ein bisschen älter und es bezieht sich auf Kaninchen eigentlich, aber ich dachte, das wäre vielleicht auch für Chinchillas interessant, weshalb ich es hier aufgreifen möchte. Damit auch klar ist, dass das nicht unbedingt der neuste Stand sein muss (und sich da auch in der Zwischenzeit wieder einiges geändert haben könnte... das Thema Ernährung ist manchmal sehr schnellebig was Erkenntnisse angeht), habe ich auch noch das Jahr kurz notiert.
Murx Pickwick, 2010 hat geschrieben:
Eine Umstellung von einer ungesunden Kost braucht eine gewisse Zeit, bis der Darm sich erholt und Nährstoffe aus dem Frischen wirklich optimal herausgeholt werden können ... so richtig voll arbeiten tut er dann in zwei Jahren nach Umstellung - ein Grund, weshalb beispielsweise einer der wichtigsten Futterpflanzen, die wir für unsere Hauskaninchen haben, den Kohl, so vorsichtig anfüttern müssen und uns lieber Zeit lassen sollten dabei ...
Die Pflanzenauswahl ist in Gefangenschaft immer sehr eingeschränkt ... läßt sich kaum vermeiden. Deshalb ist wichtig, möglichst unterschiedliche Pflanzengruppen zu verfüttern.
Es hat jetzt glaube ich wenig wert, wenn ich hier irgendwas an Pflanzen noch aufliste oder auf Pflanzenlisten verweise - ich denke, ich mach das anders ... wenn man weiß, welche Pflanzengruppen es von der Funktion her grob gesehen gibt, kann man auch besser abschätzen, was speziell für die eigenen Langohren als nächstes günstig ist, anzufüttern ... und man weiß, wo sie schon optimal versorgt sind.
Bitte denkt dran, Kaninchen sind Frischköstler, keine Trockenköstler!
Die meisten getrockneten Kräuter und Gemüse haben für Kaninchen kaum mehr einen Wert und können, wenn sie als Hauptfutter gefüttert werden, sogar krank machen! Es sollten deshalb all die hier erwähnten Pflanzen möglichst frisch verfüttert werden und nicht getrocknet!
Die Zufütterung getrockneter Kost will gut überlegt sein und sollte stets ein gezieltes Zufüttern von Komponenten sein, wo man (beispielsweise im Winter) einfach keine frische Entsprechung findet oder halt im Krankheitsfalle, wenn ausgerechnet ein bestimmtes Kraut gebraucht wird, was frisch nicht aufzutreiben oder viel zu teuer in entsprechender Menge ist.
Einige Pflanzen zeigen dabei Doppelfunktionen ... sie tauchen gleichzeitig in mehrereren Gruppen auf und sind deshalb besonders wertvoll.
Gehölz
Das Wichtigste für die Gesunderhaltung des Darmes ist ein gutes Rauhfutter - und das natürlichste und beste Rauhfutter sind Äste, Zweige und Blätter von Sträuchern und Bäumen.
Bei Ästen und Zweigen braucht nix beachtet zu werden, ausser Efeu kann jeder kaninchenverträgliche Baum und Strauch sofort ohne Anfüttern in großer Menge gereicht werden. Beim Efeu ist es nur eine Vorsichtsmaßnahme, da einfach über die Jahrhunderte das Wissen um das Verfüttern des Ep-Heues, wie es früher genannt wurde, verlorengegangen ist und in der heutigen Zeit so gut wie keine Fütterungserfahrungen mehr vorliegen.
Magen-Darm-Pflanzen
Alle diese Kräuter und Sämereien regen den Darm und Reparaturarbeiten im Darm an, so daß sich der Darm von seiner schweren Arbeit erholen und regenerieren kann. Sie liefern besonders leicht aufnehmbare Mineralstoffe und Eiweiße, die Sämereien noch zusätzlich Energie. Der Mensch nutzt viele dieser Kräuter und Sämereien in der Küche, fast alle Küchenkräuter und fast alle Sämereien, die als Gewürz Verwendung finden, gehören diesem Typus an.
Auch der Apfel gehört in diese Gruppe und ist damit die wertvollste Frucht überhaupt in der Kaninchenfütterung.
Fast alle diese Magen-Darm-Pflanzen können ohne Anfüttern auch in großen Mengen gereicht werden, ohne daß was passiert, weil sie sich mit stark riechenden und stark schmeckenden Wirkstoffen (ätherischen Ölen) schützen und so dafür sorgen, daß nicht zuviel von ihnen aufgenommen wird, sondern nur soviel, wie das Kaninchen gerade braucht. Der Apfel wiederum ist so leicht verdaulich, daß er nur selten Probleme bereitet.
Eiweißlieferanten
Eiweiß wird von den Kaninchen als Löwenanteil aus jungen Blättern und jungen Kräutern aufgenommen. Bevorzugt werden deshalb von Wildkaninchen die eiweißreichen Blattspitzen und Jungpflanzen. In Gefangenschaft ist das deshalb die schwierigste Gruppe, da Kaninchen auf eiweißreiches Blattmaterial angewiesen sind, dieses jedoch gar nicht so in Gefangenschaft verfügbar ist, wie die Kaninchen es eigentlich bräuchten.
Gerade in dieser Gruppe sollte auch ein möglichst hoher Artenanteil zu finden sein.
Leider ist diese Gruppe eine der problematischsten Gruppen überhaupt ... alle wirklich guten Eiweißlieferanten können bei einem kaputten Darm zu heftigen Blähungen oder Durchfall führen, man muß hier also besonders viel Sorgfalt darauf verwenden, die Pflanzen aus dieser Gruppe anzufüttern.
In dieser Gruppe befinden sich solch unterschiedliche Pflanzen, wie Kohl, Erbsenkraut und Bohnenkraut, Wicken, Winden, Platterbsenkraut, Klee und - nicht zu vergessen - der gute, alte Wiesenbärenklau!
Kräuter mit niedrigem Wirkstoffgehalt
Diese Pflanzengruppe wird zum Ausgleich gebraucht, da Kaninchen natürlicherweise sehr viele Pflanzen mit sehr hohem Wirkstoffgehalt nutzen. Die wertvollste Pflanze aus dieser Gruppe dürften für unsere Hauskaninchen die Wegwartengewächse sein, also Radicchio, Chicoree und Endivie. Aufgrund der Wichtigkeit sollte diese Gruppe möglichst viele Arten enthalten, wobei allerdings gerade im Winter beachtet werden sollte, daß viele Salate aus Gewächshäusern stammen und einen sehr hohen Nitratgehalt haben können. Es lohnt im Winter nicht, Kopfsalat zu kaufen ... empfehlenswert aus dieser Gruppe sind Mieren, Wegwartengewächse, Lattichgewächse wie der Löwenzahn, Wiesenbärenklau, die typischen Wintersalate Postelein und Feldsalat und vieles mehr.
Oxalsäurehaltige Pflanzen
Oxalsäure ist eigentlich ein sehr effektiver Fraßschutz, die meisten Weidegänger werden von zuviel Oxalsäure krank - nicht so die Kaninchen, die haben einfach den Spieß umgedreht und nutzen nun diesen Fraßschutzstoff als Entgifter und als Regulator für die Aufnahme von Calcium.
Gerade in der menschlichen Ernährung nutzen wir viele diese Pflanzen, die wir jedoch erstmal kochen müssen, um den Oxalsäuregehalt auf unsere Bedürfnisse zu senken ... dazu zählen beispielsweise Mangold und Spinat.
Allerdings nutzen wir auch aus der Ampfergruppe den Sauerampfer roh als Salat ... Kaninchen können alle Ampferarten prima nutzen, was wir Menschen nicht können.
Immunstärkende Pflanzen
Diese Gruppe ist sehr wichtig für Kaninchen, da sie ein im Vergleich zu anderen Tierarten ein recht empfindliches Immunsystem besitzen. Kaninchen gleichen diesen Nachteil aus, indem sie mit immunstärkenden Pflanzen sich den gleichen Immunschutz anfressen, wie andere Tiere von Natur aus durch ihr Immunsystem haben.
Kaninchen können fast nur frische Pflanzen als Immunbooster nutzen ...
In diese Gruppe gehören unter anderem der allseits bekannte Echinacea, aber auch Meerrettichwurzel und -kraut, alle Zwiebelgewächse, alle thujonhaltigen Pflanzen und die meisten Pflanzen, welche in Erkältungstees und Wintertees enthalten sind.
Gerade bei den Wildkräutern gibt es eine unüberschaubare Menge an Pflanzen, welche ebenso auf Kaninchen eine immunstimmulierende Wirkung haben, trotzdem sie für andere Tierarten sogar giftig sind.
Fast alle Immunbooster werden nur wenig und bei Bedarf gefressen, bei Zwiebeln wird fast nur das Kraut gefressen und so gut wie nie die Zwiebel selbst. Eine der unproblematischsten Pflanzen aus dieser Gruppe ist der Lauch, der deshalb sehr empfehlenswert ist. Weiterhin gehören die meisten scharf schmeckenden Sämereien hier rein, wobei die Kerne aus der Gemüsepaprika besonders wertvoll sind, da sie gern mit der Gemüsepaprika mitgefressen werden.
Stärke- und zuckerreiche Pflanzen
Diese Gruppe wird wichtig zum Herbst und zum Winter hin ... es befinden sich hier so unterschiedliche Pflanzen drin, wie der leichtverdauliche, weil pektinreiche Apfel, den man gleich in großen Mengen verfüttern kann und nicht anfüttern muß und eben auch problematischere Futtermittel wie Mehlsaaten, Eicheln, Steinobst, Kernobst, Wurzelgemüse und Knollengemüse und ähnliches. Gerade im Herbst und Winter sollten Pflanzen aus dieser Gruppe nicht fehlen. Hier muß einfach auch geschaut werden, was man praktikablerweise noch verfüttern kann, prinzipiell gilt, je unverarbeiteter, desto besser - also Haferflocken und ähnliche Flocken sind wirklich nur was zum Aufpäppeln halbverhungerter Kaninchen, nix für gesunde Kaninchen ...
Im Frühjahr und Sommer dagegen ist diese Gruppe nicht mehr sehr wichtig, vieles aus dieser Gruppe sollte dann fehlen, wie beispielsweise Mehlsaaten und Eicheln. Der Rest wird meist eh im Frühling und Sommer weniger gefressen.
Blüten, Früchte und bunte Pflanzen
Sowohl Blüten, als auch Früchte liefern eine ganze Reihe von ungewöhnlichen Carotinoiden, die für die Gesunderhaltung der Kaninchen wichtig sind. Die meisten dieser Carotinoide sind in ihrer Funktion für die Gesundheit noch unbekannt, man weiß nur, daß Tiere diese Carotinoide einlagern und weniger gesund sind, wenn sie nicht genügend von diesen Carotinoiden aufnehmen.
Es gehören jedoch nicht nur Blüten und Früchte hierzu, sondern auch einige farbige Blätter und Knollen, wie beispielsweise rote Beete und Mohrrübenwurzel.
Lieferanten für ungesättigte Fettsäuren
Diese Pflanzengruppe steht auch in freier Wildbahn nicht zuverlässig und durchgängig zur Verfügung, ist jedoch in großen Mengen im Spätsommer und Herbst verfügbar. Es handelt sich hier hauptsächlich um Ölsaaten, wie Hirtentäschelsamen, Mariendistelsamen oder, was wir im menschlichen Bereich viel haben, Leinsaat, Sesam und Sonnenblumenkerne. Kaninchen können sehr gut auch ungesättigte Fettsäuren aus Kräutern herauslösen, sie sind also nicht zwingend auf diese Futtermittelgruppe angewiesen. Trotzdem macht es Sinn, insbesondere in der dunklen Jahreszeit, wo die Futtermittelauswahl eh stark eingeschränkt ist, ab und an etwas aus dieser Gruppe zu verfüttern ...
Quelle: http://www.tierpla.net/kaninchen-ernahr ... c7740.htmlStatistik: Verfasst von davX — 04.09.2013, 02:30
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